Der Härtegrad, der auf sehr
unterschiedliche Weise Ausdruck findet, wird als das wesentliche Merkmal des
Hardcore eingestuft. Woran man ihn misst, ist letztendlich eine Frage der
Empfindung, lassen die Kommentare in den Veröffentlichungen vermuten. Michael
Schuler54
54 Schuler. A.a.O., S. 92ff.
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dokumentiert als ein Definitionsbeispiel musikalischer Härte die
Aussage Joel Amarettos von »Digital Hardcore Recordings«
(DHR)55
55 Mitbegründer dieses Labels sind Alec Empire und Peter Lawton.
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aus Berlin, der Hardcore nicht über die Geschwindigkeit definiert, sondern über Noise-Sounds,
die selbst bei stehenden Klangflächen (also auch bei 0 bpm) durch ihre aggressive Stimmung
einen äußerst rauhen Charakter formen. »Planet Core Productions« (PCP), eines der
führenden deutschen Label im härteren Technobereich, definieren Hardcore über
»kranke«56
56 Gemeint sind wahrscheinlich extrem auffallende und befremdende Sounds.
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Geräusche statt Instrumente, über Rhythmik statt Melodien. Sie selbst leisteten gemäß
Schuler »Pionierarbeit im Bereich übersteuerter Bassdrums und mit ihrer Debüt-Maxi
»Mescalin United«, leiteten sie das Zeitalter der Härte durch Minimalismus
ein.«57
Beim Publikum beliebt ist augenscheinlich – und sehr zutreffend von Reynolds formuliert
– eine Musik mit dem »extra stomp«, zu der eine verzerrte Roland 909-Kickdrum gehört,
die auf ungesunden sowie schnellen 180 bis 250 bpm läuft. Wenn der Gabba-Fan nach
einem Bass ruft, meint er laut Reynolds tatsächlich »the trampoline-like boing of
the distorted kick-drum, the pile-driving thud-thud-thud that kickstarts the
dance«.58
58 Reynolds. A.a.O., S. 257.
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Zutreffender kann diese Techno-Spielart nicht beschrieben werden. Gabber ist perkussiv
angelegt, jedes der verwendeten Elemente hat eine rhythmische Funktion. Tragende
Elemente von Gabber/Hardcore sind demnach:
- Das Tempo liegt zwischen 180 und 250 bpm – manchmal jedoch weit höher.
- Die Rhythmik ist geprägt durch einen harten und geraden
Beat59
59 Damit ist der Beat selbst und sein Sound gemeint.
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und durch die Verwendung eines Zweiviertel-, manchmal auch eines Vierviertel-Taktes.
- Elementare Klänge/Sounds sind hier übersteuerte Sounds, (Sprach-) Samples und der Einsatz
extremer Effekte.
Als besonderes Merkmal gilt die trockene Gabberbassdrum (verzerrt mit langem Decay).
8.5.1. Analytische Skizze eines exemplarischen Gabber-Tracks
Der Beispiel-Gabber-Track (CD Track No. 11) ist in seiner formalen sowie klanglichen
Anlage geradezu ein typisches Klangbeispiel, das selbst im Club-Alltag kaum
authentischer sein kann. Transparent im Aufbau präsentieren sich dort alle für ein
Gabber-Stück
notwendigen musikalischen Charakteristika:
Im Tempo liegt der Track bei 180 bpm. Rhythmisch liegt ihm ein viertaktiges Schema
zugrunde mit der strikt geführten Rhythmussektion, die aus kurzen, jedoch
offenen Afterbeat-HiHats, einer trockenen, kurzen und einer extrem verzerrten
Bassdrum besteht. Extreme eingesetzte Effekte (Flanger, Verzerrer, Delay,
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