- 129 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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Vorlieben liegen in einem sehr minimalistischen und trockenen, d.h. ohne viel Effekte angelegten Sound, über den der Musiker gern melodische und harmonische Vokalparts legt.

Nikolai spielt die meisten Spuren eines Tracks größtenteils von Hand ein – einzelne Takte programmiert er als Pattern-Pakete vor, die er gezielt einsetzt. Am besten vorstellbar wird diese Arbeitsweise, indem man sich eine groovende Grundspur der Drums und eine Bassline als Basis denkt, zu denen dann HiHats, Vocals, Samples und andere Elemente hinzu- bzw. weggeschaltet werden.

Dem Track »Shake« liegt eine Four-to-the-floor Bassdrum zugrunde, die aus einer Sequenz eines eigenen, laut Nikolai »uralt-Stückes« gesampelt ist. Gemeinsam mit ihr bildet eine markante Bassline die Basis des Stücks. Auf sie bauen sich die wesentlichen Elemente der Claps, HiHats und Shaker auf (nach letzteren ist das Stück benannt; sie klingen wie Cabazas). Die Stimme ist auf einer Audiospur extern zugemischt, liegt also nicht als MIDI-File vor. Weitere Komponenten sind das Vibraphon, die Strings und die gesampelte E-Gitarre. Einen Überblick gibt die Arrange-Oberfläche in Abbildung 7.8: Auf ihr sind sämtliche im Track verwendete Instrumente bzw. Klänge verzeichnet.

Bei einem Dancetrack wie »Shake« stellt sich die Frage, woher eigentlich Erlebnisqualitäten wie der sogenannte »Drive« oder »Druck« herkommen. Für Nikolai finden die »Kicks«37

37 Die Bezeichnung Kick beschreibt das aufmunternde, positive Empfinden durch einen Track.
in der Anordnung der Rhythmusgruppe statt: Die HiHats habe er von Hand extra leicht gegen den Grundbeat verschoben, und die Shaker habe er direkt in Kontrast zur Bassdrum, die er als Pad von Hand gesetzt hat, als Afterbeat angelegt. Diese Kombination verursache den »treibenden, lebendigen Kick« durch das gesamte Stück. Per MIDI-File-Darstellung lässt sich überprüfen: Wie ist das Verhältnis von Bassdrum, Bassline, HiHats und Shaker? Lässt sich nachvollziehen, was der Musiker über die wesentlichen Komponenten mitteilte?

Bassdrum (Abbildung 7.10): Dass das Pattern der Bassdrum in sich nicht »ganz gerade« ist, also von Hand gesetzt sein muss, verdeutlicht der Listen-Editor: Nicht die grafische sondern die numerischen Angaben zeigen, dass die Bassdrum-Schläge auf dem dritten und vierten Beat kürzer sind als die der ersten beiden Hauptschläge (siehe Length-Angaben auf Abbildung). Transparent wird zudem, was der erste Höreindruck des Tracks vermuten ließ: Gegen Ende des Bassdrum-Pattern hört sich die Bassdrum dichter an – dies geschieht durch Hinzufügen eines einzigen kleinen Schlages einer weiteren Bassdrum am Ende der vierten Zählzeit. Woher allerdings der Kick der Bassdrum kommt, ist über die MIDI-File-Darstellung nicht zu sehen. Nur der mündliche Kommentar des Musikers liefert den Grund der sich trocken und fett anhörenden Bassdrum: Durch Verkürzen der Einschwingzeit (Attack Time) erhält die Bassdrum ihren Charakter. (Sie klingt dadurch trockener und direkter, weil sie eben schneller da ist.) Bassdrum und Bassline (Abbildung 7.11, 7.12 und 7.13): Für die Betrachtung des Verhältnisses zwischen Bassdrum und Bassline wurde ein Ausschnitt von drei Takten (2. bis 4. Takt) gewählt. Aus dem Key-Editor (Abbildung 7.11) geht hervor, dass die Bassline eine die Bassdrum eindeutig unterstützende Funktion hat.


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