- 128 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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benutzt. Ihn kann man als digitalen Ersatz einer Mehrspuraufnahmemaschine bezeichnen, auf der man allerdings auf höchst komplexe Weise arrangieren und den Produktionsablauf sehr genau steuern kann. Das tatsächliche MIDI-File ist sehr komplex und nur mit sehr viel Fantasie als eine verschlüsselte Form musikalischer Abläufe zu erkennen. Seine Abbildungsebene stellt die abstrakteste Oberfläche des Software-Sequenzers dar. Auf der Bediener- oder Arrangier-Oberfläche stehen die im Stück direkt verwendeten Sounds jeweils auf einer Spur (Track). (Diese Abbildungsweise gilt im Allgemeinen als MIDI-File-Darstellung). Damit ist ein grober Überblick über die Instrumentenliste gegeben. Ein Maus-Klick auf einen Track öffnet die nächste Ebene des Matrix- bzw. Key-Editors, der etwas detaillierteren Aufschluss über die einzelnen Sounds gibt. Tempo, Takteinsatz, Tonhöhe bzw. -länge, Anschlagdynamik (Velocity), Tonhöhenbeugung (Modulation, Pitch-Bend) etc. sind über den Controller grafisch dargestellt und bearbeitbar. Im Event- oder Listen-Editor stehen dann genaue Zeitwerte und MIDI-Daten der einzelnen Sounds. Dauern und qualitative Werte wie die der Tonhöhe sind hier numerisch verzeichnet. Diese Daten beschreiben letztendlich die Beschaffenheit des MIDI-Files. Informationen über geschlossene sowie vielschichtige Samples und Loops sind über diesen Anzeigemodus nicht zu entnehmen. Nicht zuletzt gibt es die Möglichkeit, verschiedene Klangverläufe über einen Score- bzw. Noteneditor anzeigen zu lassen. Dies kann insbesondere bei Tonhöhen- und Temposchwankungen zu sehr skurrilen Ergebnissen führen.

7.4.2.  MIDI-File-Analyse des Tracks »Skake« von Markus Nikolai

Der in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre geborene Musiker machte bis zum Zeitpunkt des Interviews (Frühjahr 2000) schon zwanzig Jahre lang Musik. Noten- und Spielkenntnisse diverser Instrumente (u.a. Akkordeon) wurden ihm vom Großvater vermittelt, der Dirigent war. Anfänglich bewegte sich Nikolai mehr im Bereich der Klassik, später kamen Gitarre, Bass und Schlagzeug im Unterhaltungsmusikbereich hinzu. Während einer Phase mit Analogsynthie-Pop und Vierspur-Recording kam Nikolai schon sehr früh in den 80er-Jahren zur computergestützt produzierten Musik, die er bis heute im eigenen professionellen Harddisk-Recording-Studio betreibt. Seine Arbeitsphilosophie sieht immer eine Einbindung »legendärer, für den Clubmusik-Sektor historischer« Klangerzeuger in eigene stilistische Entwicklungen vor. Neben aktuellen Samplern und Synthesizern stehen ›Geräteklassiker‹ wie der Yamaha DX7 und der Mini Moog auf Nikolais Produktionstechnikprogramm. Der Musikproduktion für das Major-Label Sony, bei dem er zwei Platten veröffentlichte, zog der unter dem Projektnamen ›Pile‹ bekannt gewordene Musiker sein eigenes, unabhängiges Label (»Perlon«)36

36 Auf diesem veröffentlichen zahlreiche Musiker House-Produktionen, die zum Zeitpunkt der Fertigstellung vorliegender Arbeit in Clubs und Diskotheken ausgesprochen beliebt waren.
vor. Dort produziert er ein nicht unbedingt spartenorientiertes Programm, so finden sich beispielsweise auf der für die Analyse verwendeten Platte »Back« neben House auch Barjazz- oder New-Wave-Elemente. Am Liebsten spielt der Musiker live, weshalb das ein oder andere Musik-File direkt nach Pressung der Platte sozusagen in den Papierkorb wandert. Seine stilistischen

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