Punkt auf Sparflamme
und markiert damit (6.) den folgenden Break überdeutlich: Das Knarzen ist
leise, der Bell-Sound, die HiHats und die Snare verschwinden – es sind nur der
Wawawa-Sound, das Knarzen und die Bassdrum zu hören, die (7.) als Bridge zur
zweiten Emphase aufgefasst werden können. Diese baut sich (8.) durch den
Einsatz von Snare und Bell-Sound auf (3:19 min), die das wegfallende Wheep
ablösen. Das Knarzen steigert sich kontinuierlich, d.h. es wird immer intensiver
und durchdringender. (9.) Beim Eintreten einer weiterer Soundebene (3:25
min), einem leisen Flächensound um das tonale Zentrum ›b‹, verdichtet sich die
Emphase. Als weiteres steigerndes Element kommen (10.) der Einsatz von Wheep
und restlicher Rhythmussektion bei leiser empfundenen, dumpfer klingendem
Cut-Off-Knarzen hinzu. In ständiger Steigerung und vermeintlich zunehmender
Lautstärke steuert (11.) das Knarzen auf den prägnantesten Break (4:34 min) zu, der
aus vier einsekündigen Generalpausen mit überhängendem Wheep besteht. In
dem (12.) darauf folgenden Outro wird der Klangteppich gebrochen, d.h. der
Flächensound verschwindet und das Cut-off-Knarzen startet von Neuem (4:38
min) und schwillt über den restlichen Sounds bis zum abrupten Ende an und
ab.
7.3.2. Produktionsanalyse am Beispiel »I.D. 12« von Antisept
Die Produktionsanalyse umfasst eine kurze Beschreibung des Entstehungshintergrundes
des Tracks, eine Darlegung der kompositorischen Klangvorstellung durch den Musiker,
eine Charakterisierung immer wiederkehrender stilistischer Eigenheiten des Tonkünstlers
sowie eine Darstellung der Produktionsweise – sie enthält eine Verlaufstabelle
wesentlicher struktureller Passagen.
Der folgende Abschnitt skizziert den Track »I.D. 12« umfassend aus der Sicht des
Musikers. In einem informellen Gespräch mit der Autorin kurz nach Erscheinen der
Platte (1996) gibt Antisept Auskunft über Entstehungshintergrund, kompositorische
Klangvorstellung, stilistische Vorlieben sowie über Funktion und Intention, Form,
rhythmische Ereignisse, Sounds, Sounderzeugung (Equipment) und übergreifende
Elemente des Tracks.
7.3.2.1 Entstehungshintergrund
Eine kontextuelle Annäherung an die Musik Antisepts ist u.a. möglich durch die Klärung
der Frage nach den Entstehungsbedingungen des Tracks sowie der musikalischen
Herkunft des Musikers.
Antisept, mit bürgerlichem Namen Oliver Braun, beschäftigte sich zum Zeitpunkt kurz
nach der Veröffentlichung des Stückes weit über zehn Jahre mit der Produktion
elektronischer Musik. Seine Wurzeln liegen im Bereich der Industrial Music. Für diverse
Produktionen hat der in der zweiten Hälften der sechziger Jahre geborene Musiker
Samples gemacht, gesammelt und verarbeitet. Über sich selbst sagt er aus, er
produziere keinen Techno, sondern »electronic listening music«. Aus seiner
bevorzugten Soundästhetik (»es sollte kalt klingen«) ist während der Arbeit an beiden
Plattenveröffentlichungen24
24 Die Platten sind nach dem Label benannt und nummeriert: Trope 015 und Trope
020.
|
der Name Antisept entstanden. »I. D. 12« ist Ende
|