- 102 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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und nicht zuletzt Bestätigen der von Musikern und Insidern gemachten Aussagen über Techno. Er sei vorangestellt, weil er als Basis einer Annäherung an einen Technotrack hilfreich ist, denn durch die Verwendung szeneinterner Terminologien gibt er ein zweckmäßiges Begriffs-Instrumentarium für die Analyse an die Hand.

Hinter Begriffen wie denen diverser Wellenformen oder Filterfunktionen (beispielsweise das Cut-Off oder Phasing) verbergen sich bereits Parameter, die zu analysieren zweckmäßig erscheinen. Sie gehören zur Soundebene, d.h. zum Klangbild. In diesem Zusammenhang sei nachdrücklich betont, dass bei Techno die Klangfarbe ein entscheidendes ästhetisches und atmosphärisches Merkmal ist, denn sie charakterisiert zum großen Teil einzelne musiktypische Ausprägungen von Techno. Zwar ist die Darstellung eines exakten Tonhöhenverlaufs nicht unbedingt nötig, doch ist für das Verstehen von Techno bedeutend, wie sich Klangfarbe und Klangintensität verändern. Diese vertikale Ebene, in der Sounds und Klangschichtungen als prinzipielle Gestaltungsmittel zutage treten, bildet eine Untersuchungskomponente. Ferner kommt die horizontale bzw. lineare Ebene der formalen Struktur in Betracht, in der Collagetechnik und wiederkehrende Pattern sich als Prinzip verdeutlichen. Als nützliche Untersuchungs-Parameter erweisen sich die detaillierte Bestimmung der rhythmischen Gestaltung (die Bassdrum beispielsweise sagt viel über die Funktionen eines Tracks aus) sowie zentraler, übergeordneter Merkmale wie Effekte und Produktionsbedingungen, die die Klangatmosphäre eines gesamten Tracks beeinflussen.

Für alle Formen der Musik können dieselben Parameter17

17 Tagg entwarf für die Analyse der »Kojak«-Filmmusik eine solche Checklist der Parameter, die Dirk Budde in modifizierter Form auf Punkrock anwendete. Vgl.: Tagg. Kojak. A.a.O., S. 69ff. und Budde: Take three Chords. A.a.O., S. 51ff, S. 85ff.
hinterfragt und genauer untersucht werden, die grundsätzlich für alle Facetten technologisch produzierter Unterhaltungsmusik relevant, jedoch nicht zwingend sind:

Zunächst kommt es auf übergreifende Komponenten an, die im Einzelnen und je nach Komplexität des entsprechenden Tracks mit unterschiedlichen Methoden ausdifferenziert und genauer untersucht werden können. Schon beim Hören eines Tracks kristallisiert sich eine Grundatmosphäre und eine spezielle Funktionalität heraus. Sie zu bestimmen ist hilfreich für die Festlegung einer musikalischen Richtung, die gezielten Produktionsmechanismen und -regeln unterliegt. Ein Tanztrack mit 4/4-Grundschlag im gemäßigten Tempo beispielsweise wird weniger ein Hardcore- oder Ambient-Stück ausmachen, sondern eher einen House- oder Technotrack charakterisieren. Weiter ist der lineare Verlauf, d.h. die Struktur und prägnante Pattern, auf den ersten Blick schnell erfassbar. Gemeint sind hier: Dauer, Intro, Schlusswendungen, Tempo, Beats, Basslines, Harmonien, sofort hörbare Soundveränderungen, Gestaltung (minimalistisch, üppig, etc.), Ereignisdichte, Spannungsfelder sowie Segmente der Verstärkung des sinnlichen Empfindens (Emphasen). Danach können Drums und Percussions, also rhythmische Ereignisse, festgestellt und eine detaillierte Soundanalyse (vertikaler Ebene) durchgeführt werden. Die Sounddichte, bzw. -kompaktheit sowie der Soundteppich (als stabiler Bezugspunkt) sind in dieser Hinsicht relevant. Auch bei der Soundanalyse können Spannungsfelder und emphatische Bögen als Gestaltungsmittel zutage treten. Prägnante Einzelsounds, Effektwege können für einen Technotrack entscheidend sein


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