- 72 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (71)Nächste Seite (73) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Er muß den Schüler zwischen der Scylla sturer Anbetung alles Vergangenen und der Charybdis kritikloser Vergötzung alles Aktuellen ohne Fährnis hindurchsteuern.

Was er über die der Musik zugeordnete Technik ausführt, wird sicher als allgemeinpädagogische Aussage Zuspruch finden:

Technik muß man erwerben, wie das Kind den Gebrauch der Gliedmaßen erwirbt. Was erst schwer zu erlernen war, muß leicht werden, es muß allzeit dienstfertig zur Stelle sein und schließlich so vollkommen arbeiten, daß sein Walten gar nicht mehr empfunden wird, daß es in die Region der unbewußten Handlungen hinabsinkt.

An anderer Stelle, zum selben Thema "Technik", fordert er:

Der Weg vom Kopf in die Hand ist weit, solange er noch spürbar ist. Wer nicht die Hand so abrichtet, daß sie in ständigem Kurzschluß mit dem Denken steht, der weiß gar nicht, was die Satzkunst ist. Soviel können, daß das Handwerk nicht mehr stört, daß dem Denken und Empfinden ein ungehindert freier Ausweg geschaffen wird, das muß das Ziel sein.

Jenen aber, die sich allein auf ihr Gefühl berufen oder die Musik dahin verwiesen sehen möchten, sei es ins Buch geschrieben:

Dieser kleine Mann..., bei dem die Grenze des Bewußten noch sehr tief liegt, wird ungern von handwerklichen Dingen reden und sich auf seine Eingebungen, sein Gefühl, sein Herz berufen, das ihm den Weg seiner Handlungen vorschreibe. Es läßt sich doch der Trennpunkt zwischen bewußtem und unbewußtem Tun außerordentlich weit hinauftreiben.

Der Sinn aber der Musika? Im Schrifttum sagt Hindemith es liebevoller als bei der Antwort auf den Frager bei dem Colloquium:

Frommen Musikern war sie ein Mittel Gott zu loben und die Gemeinde der Mithörenden am Lobe teilnehmen zu lassen. Daß das Werk zur Ehre des höchsten Wesens geschaffen wird und darum auch seiner Unterstützung sicher ist, spüren wir bei vielen Komponisten, selten aber so eindringlich wie bei Bach, dem das "Jesu iuwa" in seinen Partituren keine leere Formel war.


Erste Seite (1) Vorherige Seite (71)Nächste Seite (73) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 72 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten