Bei dieser Zusammenstellung handelt es sich nicht um eine chronologische Darstellung, sondern um eine Geschichte der Anlässe oder - wie man heute sagt - der Motivationen zur Erfindung hausbackener musikalischer Gebilde. Ohne unmittelbaren Anlaß, also im Sinne zweckfreien Schaffens, entstand in dem zeitlichen Zwischenraum meines Tätigkeitswechsels von Göttingen nach Osnabrück ein Chorzyklus nach meiner Sammlung "Shakespeare, Worte über die Musik"16. Zu ihm gehört der Kanon "Wenn in der Leiden hartem Drang."-

Angesichts der scheintoten Julia entspinnt sich zwischen Peter, einem Bedienten Capulets und den Musikanten ein Frage-Antwortspiel, bei dem der Vierzeiler im Zusammenhang nicht gesprochen wird. Leider wird in neueren Bühnenfassungen diese für Shakespeares Stil so charakteristische Szene überhaupt weggelassen. Hier ihr Wortlaut, (Ausschnitt aus IV, 5):

Peter:Hört, spannt mir einmal eure Schafsköpfe, wie die Schafsköpfe an euren Geigen. (Antwortet verständlich:)
"Wenn in der Leiden hartem Drang Das bange Herze will erliegen, Musik mit ihrem Silberklang" Warum "Silberklang"? Warum "Musik mit ihrem Silber klang"?
Was sagt ihr, Hans Kolophonium?
Erster Musikant: Ei nun Musje, weil Silber einen feinen Klang hat.
Peter: Recht artig! Was sagt ihr, Michel Hackebrett?
Zweiter Musikant: Ich sage "Silberklang", weil Musik nur für Silber klingt.
Peter: Auch recht artig! Was sagt ihr, Jakob Gellohr?
Dritter Musikant: Mein Seel, ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Peter: O, ich bitte euch um Verzeihung! Ihr seid der Sänger, ihr singt nur: so will ich es denn für euch sagen. Es heißt "Musik mit ihrem Silberklang", weil solche Kerle, wie ihr, kein Gold fürs Spielen kriegen.
"Musik mit ihrem Silberklang Weiß hilfreich ihnen obzusiegen". (Geht singend ab.)