- 224 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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dann auch tatsächlich getan hat, und suchte mich als Mitarbeiter. Er hatte mir geschrieben und als das Theater einmal wegen der Kälte geschlossen wurde, habe ich mich dann auf den Weg gemacht und versucht, im Westen einen Pollerpfahl zu finden, um dort anlegen zu können.

Ich bin zweimal so über die Grenze gegangen, eh wir dann mit der Familie übersiedelten.

Ehmann bemühte sich sehr, und ich war absolut willens, in diese Kirchenmusikschule zu gehen. In der Wartezeit hielt ich mich im Jugendhof Vlotho auf, der damals von Klaus von Bismarck, dem heutigen Rundfunk-Intendanten, geleitet wurde. In Vlotho bemühte sich Herbert Just darum, jenen Kreis zu versammeln, der am Kriegsende in Kühlungsborn tätig geworden war. Er dachte wohl an etwas, wie ein musisches Volkshochschulheim.

Die Atmosphäre des Jugendheims Vlotho war damals elektrisierend. Klaus von Bismarck war von einer außerordentlichen Vitalität. Die Diskussionen, die dort mit der Kriegsgeneration und den jungen Leuten zustande kamen, waren mehr als bewegend.

Ich gestehe, daß ich an dem Geigen im Orchester von Wismar so viel Gefallen gefunden hatte, daß ich zunächst zögernd war, an die Kirchenmusikschule Herford zu gehen. Ich machte auch Versuche, mit Theaterleuten in Kontakt zu kommen, um im Westen ans Theater zu gehen.

Es gab noch ein bedrückendes Element; ich meinte, nach all diesen Erlebnissen und Geschehnissen nicht die innere Freiheit zu haben, um in die Pädagogik gehen zu können.

W.: Die Gespräche in Vlotho, an denen auch Klaus von Bismarck aktiven Teil hatte, haben sich doch sicher auch mit den Problemen der Kriegs- und Nachkriegszeit beschäftigt. Die Frage: Was soll nun werden? Und ich vermute, daß jemand wie Herbert Just mit seinen Ideen zur Volksbildung in diese geäußerten Gedanken hineingezogen wurde. Wurden dort auch gegenteilige Meinungen laut, die auf wesentlich andere Wege verwiesen?

S.: Man muß davon ausgehen, daß dieser Gedanke immer wieder für die Allgemeinheit neu ist. Für die meisten Anwesenden bestanden eher die jüngsten Erfahrungen mit HJ, BDM und Frauenschaft. Sie haben nur wenige künstlerische Qualitäten erfahren, sondern waren durch


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