- 225 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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die negative Sinngebung einer solchen "Menschenbildung" mit Laienkünsten beeinflußt. Die Aufgabe der Menschenbildung und Menschenführung in dem allgemeinen Sinne besteht doch durchgängig und muß immer wieder neu angepackt werden.

Aber die Diskussion in Vlotho wurde stark bestimmt durch die Selbstdarstellungen der Verbände. Es war neu, daß die Verbände mit ihrer Eigenständigkeit in das Bewußtsein treten konnten. Sie haben ihre Anliegen vorgetragen, und die konträren Vertreter zeigten trotz aller Gegensätze das Bemühen, Verständnis füreinander zu gewinnen.

Für mich war die Anwesenheit in Vlotho entscheidend. Es wurde dort - neben vielen anderen Kursen - auch ein Laienspiel unter der Leitung von Dr. Gentges durchgeführt. Es hatten sich etwa 60 bis 70 Teilnehmer eingefunden. Das Stück selber brauchte nur 5 oder 6 Spieler. Alle anderen mußten bei den Proben zuhören. Sie wurden unzufrieden. Und aus dieser Situation heraus fing ich nun mit Scharaden-Spielen und allerlei theatralisch-geselligen Versuchen an. Die Reaktion war, daß mich die jungen Leute dort geradezu auf den Schultern getragen haben, nicht nur mit Worten, sondern tatsächlich.

Es war das Erlebnis: Du wirst hier von einer Generation gebraucht. Im Orchester sitzen, das können auch andere. Ich war nun bereit - auf welcher Stelle auch immer -, eine entsprechende Aufgabe zu übernehmen. Es lief also die Angelegenheit mit der Kirchenmusikschule. Man bemühte sich, eine Stelle für mich zu erhalten. In diese Situation hinein kam ein Anruf aus Hannover, der mich nach Hannover rief mit der Ankündigung, es gäbe Positionen in der Lehrerbildung. Ich fuhr nach Hannover, und es erfolgte ein schnell geschlossener Vertragsabschluß.

Otto Haase, der damalige Ministerialrat und spätere Ministerialdirigent, saß zusammen mit dem englischen education officer und befragte mich über meinen bisherigen Lebensweg, der ihm teilweise bekannt war. Auch der englische Offizier fragte mich aus, und dann bekam ich einen Vertrag vorgelegt, den ich ohne längere Bedenkzeit unterschreiben mußte. Da ich an meine Familie dachte und nicht wußte, wie sich die Dinge mit der Kirchenmusikschule weiterentwickeln würden, habe ich also unterschrieben.

Als ich nach Vlotho zurückkam, rief einen Tag später der damalige Superintendent Kunst, der später Militärbischof wurde, an, um mir mitzuteilen, daß nun die Stelle an der Kirchenmusikschule für mich da


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