Einer der Freunde des Musikheims, der nun ein goldenes Partei-Abzeichen hatte, rief eines Tages an und teilte uns mit, daß er nun für die Herren des Musikheimes alles geregelt habe, damit sie jetzt ungestört arbeiten könnten. Sie könnten jetzt alle auf einmal in die Partei eintreten. Ich kann mir das nicht verzeihen, ohne eine Entscheidung getroffen zu haben, bin ich mit einer solchen Pauschalunterschrift 1936 Parteimitglied geworden.

Und das ist für mich und meine Person um so bedauerlicher, als die Ereignisse, die ich spöttisch Wellen der Begeisterung nennen möchte, auch in das Musikheim Frankfurt/Oder getragen wurden, hauptsächlich durch Lehrgangsteilnehmer.

Ein anderes Beispiel kulturpolitischer Entscheidungen ist die Hindemith-Affäre. Obwohl ich ein Anhänger Hindemiths bin, befand ich mich doch im Musikheim inmitten einer sehr rückwärts gewandten Musikpflege. Wir lebten ganz in der Welt des Josquin des Prez, des Schütz und Bach. Neuere Musik wurde damals nicht oder kaum musiziert. Götsch lehnte damals solche Musikentwicklungen ab. Er predigte ja, man sollte Schaffensaskese einhalten, um überhaupt zur Besinnung zu kommen.

Trotzdem stellte sich die Hindemith-Affäre als eine bedenkliche Angelegenheit dar. Das Eintreten Furtwänglers für Hindemith, sein Ausweichen in die Türkei und seine Emigration in die Schweiz schienen sich fast wie eine gütliche Lösung darzustellen.

Auch bei meinem Freund Eduard Zuckmayer, der nach der Schließung der Schule am Meer an die Odenwald-Schule gegangen war, habe ich ähnliche Bemühungen festgestellt, sich in dem neuen Staat, in seiner Arbeit und in seinem Bekenntnis zu Deutschland rechtfertigen zu wollen. Als Halbjude wurde ihm nahegelegt, die Hochschule in der Türkei, in Ankara, zu leiten. Zunächst war dabei nur an ein halbes Jahr gedacht, aber als er dort war, wurde er mit der Entscheidung konfrontiert, entweder da zu bleiben oder in ein anderes Land zu emigrieren. Er ist dort geblieben und hat bis zu seinem Tode vor ein paar Jahren außerordentlich für die europäische Musik in der Türkei gewirkt und das Musikdenken dadurch in der Türkei entscheidend mitbeeinflußt.

W.: Nun unterscheiden sich aber die Fälle Hindemith und Zuckmayer erheblich voneinander. Im Falle Zuckmayers galt der Irrsinn der