- 214 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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W.: Wie hat sich dann diese Betätigung mit dem Laienspiel weiter fortgesetzt?

S.: Zunächst hatte ich nach meiner Tätigkeit im Musikheim Frankfurt/Oder den Eindruck, daß ich den Bereich der Spielmöglichkeiten umschritten hatte. Mein eigener Hunger, darzustellen und Spiele zu produzieren, war gesättigt.

Erst nach dem Kriege, als ich an der Pädagogischen Hochschule tätig wurde, ist mir das Laienspiel wieder näher gekommen.

Zunächst bekam ich den Antrag, ein Buch über Laienspiel zu schreiben. Das lag vor dem Neubeginn der praktischen Laienspieltätigkeit.

Dieser Auftrag kam von Otto Haase, dem damaligen Initiator der neuen Lehrerbildung, dem späteren Ministerialdirigenten im Kultusministerium Niedersachsens. Er gab eine Buchreihe heraus, und als Protagonist der musischen Bildung förderte er alle Dinge des musischen Tuns. Er wußte von meiner früheren Tätigkeit und forderte mich wohl deshalb auf, ein solches Buch zu schreiben.

Als ich dieses Buch zunächst zu Götsch schickte, schrieb er mir zurück, daß doch die ersten 40 Seiten überflüssig seien. Bei dem Kinderspiel sei das doch so eine Sache, bei der man eigentlich nur schmunzelnd zusehen kann, wie die Kinder das machen. Meine Antwort: Wenn irgendwo nicht einmal Gänseblümchen wachsen, dann muß man auch diese säen. Das ist meine Meinung, die ich heute noch vertrete.

Als ich an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen war, habe ich dann eigentlich wieder begonnen, Laienspiel zu betreiben. Wieder in dreifacher Form: Wir spielten gedruckte Stücke, wir spielten Stücke, die in der Gruppe zustande kamen, und wir spielten Shakespeare-Stücke.

Umbruch Kriegsjahre Nachkriegsjahre

W.: Konnte man eigentlich merken, daß plötzlich das "Dritte Reich" begonnen hatte? Begonnen in der Arbeit, im ganz normalen, tagtäglichen Leben?

S.: Es ist sicher sehr unterschiedlich, wie der Einzelne solche Umbruchsituationen erfahren hat und auch erfährt. Damals, 1933, fand im Musikheim Frankfurt/Oder das Convivium Viadrinum, das schon genannte humanistische Hochschulsemester, unter der Leitung


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