- 213 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (212)Nächste Seite (214) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Allerdings mußten diese Privatschulen gewisse Höflichkeitsverbeugungen zu den politischen Gegebenheiten absolvieren. Sie blieben aber dann weitgehend ungestört in ihrer Arbeit.

W.: Für Laienspiel-Aufführungen war - wenn ich das richtig sehe - Musik nötig. Welche musikalischen Mittel benutzten Sie?

S.: Ich habe mich auch dabei der Spielweise Luserkes bedient. Die Musik gehörte zu den Aufzügen, Abzügen, zu Liedern, zu kleinen Musikszenen und zu den Stellen, die zu unterstreichen waren. Es gibt von Luserke das Wort "Wo das Unsagbare eintritt, an dieser Stelle muß die Musik einsetzen". In den Lehrgängen habe ich immer darauf geachtet, daß einer der Teilnehmer diese Musik zusammenschreibt. Zum Teil waren das ganz einfache Musiken, das sei nicht geleugnet. Eine erste Ausgabe, die ich 1934 für Laienspiele machte, gibt diese Art von Musik in etwa wieder. Es sind Tanzformen, Aufzugsmusiken, kleine Vorspiele, Kanons und Lieder. Es kam bei diesen Instrumentalstücken darauf an, überschaubare, geschlossene Formen zu entwickeln, die es erlaubten, der Situation gemäß ausgedehnt oder verkürzt zu werden.

Wenn es heißt, daß das Unsagbare mit Hilfe der Musik zum Erklingen gebracht werden sollte, so bedeutet das etwa, daß der Mensch, der an den Rand der Welt gerät, diesen Rand der Welt, der ja nicht durch eine Bühnenkulisse dargestellt werden konnte, musikalisch und also in der Illusion bereitgestellt bekommt.

Diese Verwendung der Musik geht nicht in die Richtung der Wagnerschen Opernmusik, die seelische Erregungen zum Ausdruck bringen wollte.

Ich darf hier vorgreifen, daß ich z.B. zu einem Scherenschnittfilm "Das gestohlene Herz" die Musik zu schreiben hatte. Ursprünglich existierte eine Musik zu dem Film, die den verschiedenen Szenen des Filmes Volkslieder zuordnete. Wenn beispielsweise der Mond aufging, erklang "Der Mond ist aufgegangen" - ein typisches Beispiel für dieses Doppelsagen.

Von meiner Luserke-Auffassung her habe ich es also vermieden, das schon im Bild Gesagte durch Musik noch einmal zu sagen. Ich habe mit dieser Musik nicht die Zustimmung des Verfassers dieses Films, nämlich von Herbert Just, gefunden.


Erste Seite (1) Vorherige Seite (212)Nächste Seite (214) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 213 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten