- 21 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Der musische Umgang mit dem Lied

Das neue Lied bekommt seine Züge und enthüllt seine Gestalt aber wesentlich in dem andersartigen Umgang, den man mit ihm hat und zu dem es anregen will. Der rein geistig-seelische Vollzug wird gesprengt, wenn das Lied den Anstoß gibt, mit dem Orffschen Instrumentarium dazu zu musizieren. Diese Schlagwerkzeuge schrecken viele Menschen, sie sehen in ihnen ein dämonisches neues Etwas, das die Melodie zerstört. Manchmal möchte man allerdings bei Vorführungen dieser Art meinen: der Urwald bricht auf. Aber ist es nicht wichtig, daß hier die Vitalität angesprochen und eingefangen wird? Für die Entfesselung Formen finden, der Vitalität Betätigung geben und ihr zum gemäßen Ausdruck verhelfen, das vermag der Umgang mit dem Orffschen Instrumentarium. Darüber hinaus aber könnten seine Möglichkeiten, im pädagogischen Bereich gesehen, sowohl mehr und mehr ins Verfeinerte entdeckt werden als auch die Improvisation breiteren Boden finden. - Das neue Lied weist mimische Züge auf, und erst ihre Ausnutzung gibt Liedern Leben und Spielformen und weist sie in die Nähe des Laienspiels. Rohwers "Ich bin der Uhu" kann zu einem reizenden Neckspiel werden und sein "Willst du mit uns in die Welt hinaus" zur Spielhandlung. Manche Lieder verdanken ihre Entstehung überhaupt dem Laienspiel. (Mein Lied "Blaset die Hörner zum fröhlichen Jagen", Das Singende Jahr, Nr. 22, gewinnt seinen wahren Charakter erst, wenn es wie bei den foppenden Jägern in "Wie es euch gefällt" in der Bewegung stoßender Speere gesungen wird.) - Viele Lieder gewinnen durch Tanzformen ihre Beschwingtheit, etwa Rohwers "Einen Tanz mit der Königin". Die Ausnutzung der rhythmischen, mimischen, szenischen und tänzerischen Elemente im neuen Lied läßt es in seinem anderen Wesen deutlich werden, der reine Singvorgang wird ihm nicht immer gerecht. (Bergeses Schulwerk ist aus dem Zusammenwirken der verschiedenen Elemente entwickelt.) Für den Musikerzieher gilt es, alle diese Elemente aufzugreifen.

Wir können nicht ermessen, welche neuen Lieder volksläufig und schließlich Volkslied werden, wir können weder das echte Volkslied noch die echte Volksliedsituation herbeizitieren. Was uns bleibt, ist, in dem Felde unserer musikerzieherischen Tätigkeit anregend und verantwortlich zu wirken. Eine große Aufgabe erwächst uns immer wieder im lehrenden Umgang mit alten und neuen Liedern, in dem


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