- 19 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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tönend bewegten Form, ein magister ludi im geistigen Bereich. - Diesen genannten edlen Motiven ist die Möglichkeit nicht beigestellt, ein Lied zu schreiben um der Veröffentlichung willen in Druck und Rundfunk. Und wir meinen, bevor ein Lied in Druckerschwärze geht, sollte es sich, dem guten alten Brauch gemäß, wenigstens in einen Menschenkreis eingesungen und durch längere Zeit bewährt haben.

Kritische Meinungsbildung zum neuen Lied

Es kann nicht der Sinn dieser Ausführungen sein, ehrlich und groß gemeinte Dinge zu Kleinholz zu schlagen, aber es sei erlaubt, einige kritische Meinungen, die zu unserer Frage im Schwange sind, anzuführen. Diese Meinungen sind nicht im Gehirn und aus der Abständigkeit eines theoretisierenden Musikers entstanden, sondern der Verfasser sieht sich als Sprecher einer Meinungsbildung, mit der er allerdings weitgehend konform geht, deren kritischen Ansprüchen er aber selber mit eigenen Liedern und Kanons ausgesetzt ist. Daß bis ins Einzelne gehende Untersuchungen über das neue Lied vorhanden sind, sei erwähnt. Die Veröffentlichungen meines Namensvetters Sydow (Alexander, Studienrat in Hannover) zu diesem Thema in "Musik im Unterricht", Jhg. 53, Heft 2 u. 3, sind viel beachtet. In ähnliche Richtung geht eine umfangreiche Abhandlung, an einer Musikhochschule als Prüfungsarbeit veranlaßt. Wir hörten auch von einer kritischen Eingabe eines Hochschuldozenten zu unserer Frage. Folgende Meinungen seien also angeführt und zum Teil kommentiert:

1. Dem neuen Lied haftet die Atemlosigkeit an. - Dazu: Es entwickelte sich in Singkreisen ein neuer Singstil von größter Leichtigkeit, eine Art Parlando-Stil, in dem diese neuen Weisen in ihrer rhythmischen Beweglichkeit absolut überzeugend klingen. Wenn aber dieser Singstil auch nicht annähernd beherrscht wird, bleibt ein klangliches Hackbrett übrig, ein Wortgeklapper, das bei mangelnder Sinnerfüllung im Wort auch dem Melodischen nicht gerecht wird. Selbst die vollendete Art , solche Weisen zu singen, kann über ihre Atemlosigkeit nicht hinwegtäuschen.

2. Die Texte neuer Lieder sind allzu bedeutungslos.- Dazu: Seit je war nicht Inhaltstiefe Maßstab für die Güte des Singtextes. Selbst Goethes Singspiele können uns lehren, wie wenig es auf Inhaltsschwere ankommt. Gedankendichtung ist wenig geeignet, als Liedweise gesungen


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