neuer Musik, aber nicht nur der "wirklich neuen Musik" - handeln wird. - Von nicht erheblichem Gewicht nimmt sich im Schlußresümee die Feststellung aus:

"ein unvergleichlich hohes interpretatorisches Niveau in fast allen Konzerten. Neben Boulez ist vor allem die "London Sinfonietta" unter David Atherton zu erwähnen. Man kann die Verlagerung der Gewichte von der Komposition zur Interpretation allerdings auch als ein Verfallssymptom verstehen. Das Festival zeigt dadurch ein typisches Phänomen, das sonst nur aus der Konfektionsbranche bekannt ist: overdressing".

Diese Abwertung mißkreditiert ein Stilmerkmal unserer Zeit. -

Neues von Hans Werner Henze: Die Verführungskunst der Natascha Ungeheuer
Zitate a. d. Besprechung von R.O.

Der langweilige Weg des Hans Werner Henze zur engagierten, zur politischen Musik: das ist wohl der reale Erfahrungsgrund der Musik dieses Stückes.

Es zeigt einen radikalen, gewandelten, keinen typischen Henze mehr. Ihm ist es seit diesem Stück gelungen, der bürgerlichen Marktideologie des Personalstils weitgehend zu entkommen.

Natascha Ungeheuer ist die Sirene einer falschen Utopie. Sie verspricht dem Links-Bourgeois eine Geborgenheit neuer Art, die es ihm erlauben soll, das gute revolutionäre Gewissen beizuhalten, ohne am Klassenkampf aktiv teilzunehmen.

Beide, der Vorabsolist und der Schlagzeuger, erfüllen sozusagen musiktheatralische Funktionen. Sie sind als Arbeiter gekleidet und agieren wie Arbeiter. Henze deutet durch die Kostümierungen auch der übrigen beteiligten Musikergruppen an, daß Musikmachen eine Arbeit ist und nicht Dienen, wie die Domestikenfräcke der bürgerlichen Konzertpraxis andeuten.