- 175 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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einigen Bemerkungen "Zur Vororientierung" der aufgeführten Werke kommen meine Gedanken in Bewegung. Beispiele:

1. "Den ersten fünf Seiten mit unkonventionellem Ansatz und zeitgemäßen Innovationen folgt herkömmliche Leiermelodik." - Offenbar folgt auf eine Sensibilisierung für Geräusche und Klänge, auf elementare Notationen nun der Einstieg in die Melodik, in diesem Falle in Kindermelodik und entsprechende überlieferte Notation. Man sollte stärker, trotz der berechtigten Abwertung des Einstiegs über die Leiermelodik, die Entwicklungsmöglichkeiten ins Bewußtsein heben, wie man von der Leiermelodik über die Pentatonik zu den Kirchentönen kommen kann. Das ist ein anderes melodisches Gesetz als die Fortführung nach DUR. Es geht ja in erster Linie um ein Tonraum denken. Unter diesem Aspekt steht auch das neue Angebot von Tonraumformeln im Lehrbuch von Hopf-Rauhe-Krützfeldt-Junker oder die Tonraumvorangaben in Bartóks "Mikrokosmos". Einmütigkeit herrscht wohl darüber: "Kein frühes Verankern von eingeengtem Musikverständnis". Diese Formulierung findet sich in der Vororientierung zu einem anderen Buch.

2. Ein von Breckoff angeführtes Zitat: "Dur-Dreiklänge klingen rein, heiter, kraftvoll und bestimmt. Moll-Dreiklänge klingen trübe, ernst und traurig." - So etwas belegt wieder cum grano salis meine Auffassung über das gegenwärtige Musikverständnis. Es reicht vom Neandertaler bis zum Zukunftsmenschen aus dem Jahre 2000.

3. "Von hübschen Einfällen bis zu Retortenmelodien findet der katholische Erzieher Möglichkeiten, durch Musik religiöse Haltung zu stabilisieren." - Wenn schon, dann wird es sich um Lieder mit christlichem oder religiösem Inhalt in Form von Bitt-, Lob- und Dankgesängen handeln. Warum also nur der "katholische" Erzieher? - "Religiöse Haltung stabilisieren" - das klingt von vornherein negativ, mißgünstig, muß abschrecken, will es vielleicht auch. Mir schmeckte es besser, wenn es hieße (mit Verlaub) "Möglichkeiten, religiöse Verhaltensweisen kennen zu lernen, einzuüben, sie auch sich anzuverwandeln oder sie kritisch zu erfahren".


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