- 155 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Unter Situationsvorstellungen gelingt das Thema "Basteln" von Melodien: Weckruf - Nachtwächterruf - Wiegenlieder - Wanderlieder - Tanzlieder - Morgen- und Abendlieder - Lob- und Dankgesänge.

Farbvorstellungen vermögen Klangvorstellungen zu suggerieren und dementsprechend zu locken, Klänge auszuprobieren: rot - gelb - grün - blau - silbern - golden. Die rhythmische Reihung derart gefundener Klänge ergibt eine Klangmelodie bzw. Klangskala, die sich verschieden mischen läßt.

Graphische Begriffe erweisen sich als übertragbar und fruchtbar, um Musikalisches zu realisieren: Punkt - Linie - Fläche - Raum. Die Entsprechung heißt in der Musik: Ton - Linie (Melodie) - Fläche: Anordnung von Tönen hoch und tief, auch lang und kurz - Raum: Klang. Punkte im Raum, das sind Einzeltöne verschiedener Klangfarbe (verschiedene Instrumente) hoch und tief (hell und dunkel) verteilt. - Musikalische Linien sind zu bilden in Bogenform, in Wellenform, als unterbrochene Linie, als jäh abfallende Linie. - Zwei Linien in Parallel-, Gegen- oder Seitenbewegung oder einander kreuzend u.a. werden gezeichnet und dann auf Instrumente übertragen. - Dynamische und agogische Mittel können hinein wirken, z.B. Punkte werden auf eine Fläche von oben nach unten verteilt, nach unten immer dicker werdend. Musikalisch übertragen wird daraus: Töne von hell zu dunkel, immer lauter werdend.

Es zeigen sich immer Veranlagungen (Begabungen), die durch graphische Begriffe oder Zeichnungen musikalisch angeregt werden.

Selbstschaffendes Musizieren anhand von Modellen

Das Orff-Schulwerk stellt zwar in seinem Zusammenhang eine Musiklehre in klingenden Beispielen dar, kann und sollte aber mehr und mehr in seinem Modellcharakter für eigene Produktion verstanden werden. Seine Besonderheiten beginnen da, wo über das Rhythmisieren von Sprichwörtern und Kinderreimen hinaus ein Vers als Vorwurf genommen wird, um daraus einen mehrstimmigen Sprechsatz zu machen (Bd. I, 1 Nr. 39 ff).

Worte werden nicht nur als Namen von etwas verstanden, sondern vom Klang und tieferen Sinn her erfaßt und verklanglicht.

"Alle Wunsch- und Zaubersprüche echter Märchen sind dem Magischen verhaftet. Der Wortmagie gesellt sich die Klangmagie, eine


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