- 154 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Bei melodischen Versuchen empfiehlt es sich immer, sie in Raumordnungen aufzubauen 17. Die Ansätze sind in Tonraumformeln der Pentatonik zu suchen (Drei-, Vier-, Fünftonformeln), in Pentachorden tonalen oder modalen Aufbaus, später in Tonleitern (Dur-Moll, Kirchentöne), in Dreiklängen und in beliebigen Ausschnitten der Zwölftonreihe.

Verbindungen von rhythmischen und melodischen Übungen

Im Vorfeld des naiven Schaffens gelingen weitgehend melodische Ausführungen zu Bewegungsvorstellungen bei vorgegebenem Tonmaterial, z.B. gehen - laufen - springen - tippeln - stampfen - hüpfen - hinken - kriechen - schleichen - im Zweier - im Dreier - im Fünfer.

Das Herausfinden von Grundschlag und Taktschlag, das Abstrahieren des Rhythmus von der Melodie und die Übertragung dieser Maße auf das Schlagwerk führt zu Grundierungen von Melodien (Klangteppich). Die Nutzung von Melodiezeilen, Liedmotiven zu Vor-, Zwischen- und Nachspielen, Sprechen der Liedertexte vom Sinn her oder im Melodierhythmus oder angehoben im Sprechgesang, die Zusammenordnung dieser Partikel führt zum Aufbau einer "Primitivkantate" 18. Das rhythmische Rondo gehört zu den einfachen Einstiegsformen produktiver Aneignung tradierter Formensprache. Ein rhythmisches Thema ist zu finden (mit dem Körperinstrument auszuführen). Es wird von der Gruppe aufgenommen. Jeder der Gruppe bekommt nun seinen Soloeinsatz, den er so enden muß, daß sich die Wiederkehr des Themas durch alle von selber ergibt. Dasselbe wird auf Schlaginstrumenten durchgeführt. Das Thema kann textiert, melodisiert, auf die Melodieinstrumente übertragen werden. Es wird gesungen und gespielt, die Zwischenspiele werden von den Schlaginstrumenten geleistet. Die Zwischenspiele auf Stabspielen ausgeführt, kann stärkere Musikalisierung bedeuten.

Selbst Stimmungsaufgaben können mit Jugendlichen mit wenigen Mitteln von Rhythmus und Melodie bewältigt werden, wenn eine Atmosphäre der Stille möglich ist: aufgeregt - müde - einsam.

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Weckung des Formgefühls, Wolfenbüttel 1954 und 1955


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