- 151 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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bewegungsrhythmisch, die repräsentative affektiv oder ideologisch sein kann. Man könnte vielleicht auch sagen, daß die descriptive Musik konkrete Begriffe aus anderen Sinnesgebieten, die repräsentative Musik abstrakte aus dem Affekt- und Gedankenleben symbolisieren. Bei imitativer Musik handelt es sich schlechthin um Lautnachahmungen verschiedener Art, die in den Zuhörern das Erwecken von Gesichtsbildern der nachgeahmten Lautquellen bezwecken. Bei descriptiver wie auch bei repräsentativer Musik wird dagegen ausschließlich von Tonsymbolik die Rede sein, wobei zu bemerken ist, daß sowohl die Übertragung des Symbols aus einem anderen Sinnesgebiet oder aus der Affekt- und Gedankensphäre als auch das empfangende Auffassen des Bildursprungs ein Ergebnis verstandesmäßiger Tätigkeit ist."

Folgt man diesem Gedankengang, so werden auch Impulse aus den benachbarten Gebieten der Musik, nämlich der Bewegung, der Sprache, der Linie, der Farbe immer ins Programmatische hineinspielen, und der Bereich der sogenannten absoluten Musik wird dadurch kleiner. Es ist indessen fragwürdig zu glauben, ein geringer Musikverstand bedarf der Assoziationen, während ein ausgeprägterer in die absolute Musik vordringen kann. Unser Musikdenken ist immer zweigleisig.

Man sollte unterscheiden zwischen programmatischen Vorwürfen, deren Verlauf nachvollzogen wird ("Der Kampf zwischen David und Goliath") und solchen, die nur den Anstoß für musikalische Abläufe geben ("Gesang eines Vogels, den es nicht gibt"). Hat man für diese Unterschiede das Bewußtsein geschärft, geht man klarer mit der Kategorie absoluter Musik um. Alle Benennungen beziehen sich im letzteren auf die Eigenschaften der Töne und auf rein musikalische Vorgänge (schwer, leicht, locker, weich, stumpf, verschwommen, dicht, fest, hart, spitz. Oder: Koloratur, Passage, Figur, Klangabwandlungen, Längen, Gruppierungen u.a.).

Ein weites Feld für das Selberschaffen kann sich durch das Tonbandgerät eröffnen. Hier handelt es sich nicht nur um die Aufnahme entstandener "Machwerke", sondern um kombinieren, melomontieren, zusammenschneiden, rückwärtsspielen, überspielen bei Schnelligkeitswechsel und Tonhöhenveränderung, Umweltgeräusche aufnehmen, eine musique concrète schaffen.


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