- 150 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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eine Kinderei oder Albernheit, bestenfalls entsteht eine Groteske. Das wäre durchaus nicht das Schlechteste, steht doch dem jugendlichen die Spottlust und das Groteske wohl an. Der Aspekt verändert sich sofort, wenn ein programmatischer Vorwurf die Erfindungen lenkt, z.B. "Ein Kind entdeckt die Möglichkeiten seiner Stimme"; "Ophelias letzterGesang"; "Getön im Kosmos". Das Programmatische wäre hier eine entschiedene Hilfe, um Ungewöhnliches in Klang, Ausdruck und Gebärde in Gang zu setzen. Das "Darstellende Spiel" (Laienspiel) hat mit Geräuschen und Getön situationsgebunden Ungewöhnliches im Sinne der Klangkulisse seit Jahrzehnten beigetragen. 9 (Martin Luserke benutzte als ständiges Requisit, um "Urlaute" zu erzeugen, die Gießkanne. Schwirrhölzer erzeugten in der Luft wabernde Schwingungen und ein Flattergeräusch. Pappe an rotierende Räder gehalten, ergab Knattergeräusche ...)

Es gilt allerdings auseinanderzuhalten, das Selberschaffen von Musik als Musik und das Selberschaffen von Musik assoziativ. Bei dem methodologischen Versuch des Abhörens der Sequenza V von Berio 10 für Posaune objektivierten sich alle Klangäußerungen von der Technik des Instrumentes her. Eine davon abgeleitete Aufgabenstellung könnte beispielsweise heißen: Vom staccato über einen Triller zu einer Figur - ritardando - Phrase - Passage - Pause, dasselbe im Krebsgang. Die Ausführung kann auf dem Fuße folgen, sie bleibt im rein musikalischen Bereich und ist am technischen Interesse gebunden.

Da aber der Programmusik mehr Bedeutung zukommt als gemeinhin anerkannt wird, und es für den Musikerzieher wichtig ist, daß er sich jeweils selber Rechenschaft ablegt, wohin seine Anregungen zum Selberschaffen führen, zitiere ich ausführlicher aus Niels-Eric Ringboms Buch "Über die Deutbarkeit der Tonkunst" 11.

"Den deutlichsten Ausgangspunkt weiterer Distinktionen scheinen mir Calvocoressis Sonderung dreier Arten Programmusik darzubieten: imitative, descriptive und repräsentative. Führen wir seine Einteilung weiter, so stellt es sich heraus, daß die imitative Musik realistisch oder stilisiert, die descriptive visuell oder


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