- 99 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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kopieren kann. Dann wird das Kopieren zwar nicht unmöglich, aber schwierig, und das ist auf jeden Fall ein Dämpfer. Zweitens gibt es inzwischen einige Firmen, die so genannte »Spoofing-Files« in Peer-to-Peer-Services einstellen, also Files, die entweder Datenmüll enthalten oder einen Dreißig-Sekunden-Pre-Listening-File, bei dem man anschließend eine Info oder ein Pop-Up oder eine Ansprache bekommt: »Wenn Du den Rest anhören willst, dann kannst Du ihn legal downloaden unter www.soundso.com«. Hier macht man sich die Funktionsweise von Tauschbörsen auf eine ganz kreative Weise zu eigen, und die Benutzung von solchen so genannten Tauschbörsen wird weniger komfortabel.
J. S.: Gibt es schon konkrete Erfahrungen mit diesem Spoofing? Inwiefern verbreiten sich denn diese Spoofing-Files? Ich könnte mir zwar vorstellen, dass Spoofing den einen oder anderen ärgert, vermute jedoch, dass diese Dateien nicht für längere Zeit auf der Festplatte gespeichert werden, sodass sie sich nicht in großem Maße verbreiten. Man müsste zumindest als einer der ersten den Titel ins Netz stellen, da bei genügend unverfälschten Files eine Ausbreitung der Spoofing-Files immer unwahrscheinlicher wird.
H. S.: Die Frage, in welchem Umfang Spoofing tatsächlich erfolgreich sein kann, hängt meiner Ansicht nach im Wesentlichen von der Quantität ab. Ich glaube, wenn sich mal ein paar Firmen einigen würden, am kommenden Freitag Nachmittag jeweils 20 000 Spoofing-Files bei KaZaA einzustellen, dann sind es zusammen an die 150 000, so würde das bis Sonnabend früh KaZaA lahm legen. Wenn man das wollte, wäre das wohl kaum so ein großes Problem. Da darf man sich auch nichts vormachen: Um 10 000 Spoofing-Files ins Netz zu stellen, braucht man zwei handelsübliche PCs. Die wird sich jede größere Firma leisten können und viele kleinere auch, ansonsten kann man Dienstleister beschäftigen. Also die Vorstellung – ich weiß, dass die heute weit verbreitet ist –, dass man gegen solche Filesharing-Systeme nichts machen könne, auch mit Spoofing nicht, die kenne ich zwar, die ist aber falsch.
J. S.: Nun gibt es da aber, soweit ich weiß, auch ein paar rechtliche Bedenken. Wenn man z. B. nach dreißig Sekunden in dem File die Musik abbricht und stattdessen Kaufangebote macht, so könnte das als Spamming gelten und auch für die Plattenfirmen rechtliche Konsequenzen haben. Weiterhin würde mich interessieren, ob es bezüglich des Spoofing Pläne für die Zukunft gibt, die firmenübergreifend vom Bundesverband koordiniert werden.
H. S.: Nein, es gibt keine Vereinbarung oder gar einen Beschluss, in dieser Art tätig zu werden, aber ich weiß, dass es einige Firmen gibt, die das machen, ein paar haben sich auch öffentlich geoutet. Insofern ist das kein Geheimnis. Ich würde das nicht von mir aus öffentlich machen, sehe jedoch kein Problem, da auch schon einige Firmenchefs berichtet haben, dass sie in dieser Richtung aktiv sind. Ich will nur noch einmal betonen, damit hier kein Zweifel aufkommt: Das einzige, was ich im Moment rechtlich für bedenklich halte, ist, wenn man in Spoofing-Files Viren packt. Das machen aber unsere Mitgliedsfirmen nicht, wir sind eine Branche, die seriös genug ist, so einen Weg nicht zu beschreiten, und ich bin ganz sicher, dass alles andere rechtlich kein Problem darstellt. Ich freue mich auch schon auf die Zeit, in der die Musikwirtschaft, national

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