- 100 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (99)Nächste Seite (101) Letzte Seite (127)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

oder international, mal von einem illegalen Filesharing-Service-Betreiber verklagt wird, weil sie die Rechtssituation nicht einhält. Auf die Situation würde ich mich freuen; sie ist aber bisher nicht eingetreten und ich glaube, ich weiß auch warum: Die Filesharing-Service-Betreiber haben gute Gründe, ihrerseits nicht aktiv zu werden. Technische Systeme wie Filesharing-Services, jedenfalls die bekannten, bei denen man viel Musik findet – ich brauche die einschlägigen nicht zu nennen –, da brauchen wir uns um die Frage, ob wir Spoofing-Files einstellen dürfen oder nicht, wohl überhaupt keine Gedanken zu machen. Spoofing-Files an sich sind legal und wir sehen in dem Zusammenhang jeder Situation aus rechtlicher, aber auch aus moralischer Sicht gelassen entgegen.
J. S.: Gerade weil der User sich die Files selbst herunterlädt; er bekommt sie ja nicht von der Musikindustrie aufgedrängt.
H. S.: Ja, und vor allem haben wir da täglich eine millionenfache Verletzung von Urheberrechten in diesen Systemen. In diesem Moment ist es gar keine Frage: das ist für die Musikbranche auf lange Sicht unaushaltbar, das ist jetzt schon eine Katastrophe.
J. S.: Inwiefern kann man denn die Internetprovider in diese Sache miteinbeziehen, also z. B. T-Online oder AOL zur Rechenschaft ziehen? Denn über deren Netze laufen ja solche Angebote.
H. S.: Wir machen das gelegentlich. Wir fordern immer wieder mal Provider auf, wenn wir feststellen, es gibt Aktivitäten, die von einer bestimmten IP-Adresse zu einer bestimmten Zeit ausgehen, dann dort tätig zu werden. Das ist auch vor ein paar Wochen bei Heise mal gemeldet worden und zwar ganz zutreffend. Ich kann ja mal eine kleine Anekdote erzählen, wenn das jetzt nicht zu weit führt: Wir waren neulich auf eine Podiumsdiskussion eingeladen, in München, zum Thema Filesharing und Musik-Kopien. Der Veranstalter war jemand von der SPD in München, der wollte gerne auf dieser Abendveranstaltung demonstrieren, wie leicht diese Filesharing-Services funktionieren. Ich habe ihm also gemailt, wir wären damit gar nicht einverstanden, wenn er zeigen möchte, wie man Musik im Internet beziehen könne, dann solle er legale und nicht illegale Beispiele nehmen. Als wir uns am Abend getroffen haben, sagte er uns, er habe sich entschlossen, ein paar legale Angebote zu zeigen, und ich sagte: »Ja, das freut mich, dieser Sinneswandel«, und da sagte er uns ganz offen, dass die Universität München ganze Ports einfach für die universitäre Nutzung nicht mehr frei gibt. Also selbst die Universität München hat gemerkt, dass hunderte von Leuten jeden Tag regelmäßig und systematisch in größerem Umfang Sachen aus dem Internet runterladen, die erstens nicht im Sinne der Universität und zweitens zumindest in Teilen urheberrechtlich bedenklich sind. D. h. die haben ganze Bereiche geschlossen, auf die man im Internet nicht mehr zugreifen kann.
Die Kooperation mit Providern ist immer da erfolgreich, wo die Provider auch selbst ein Interesse haben. Das hat in den letzten Jahren ein bisschen zugenommen und zwar auch da, wo es ganz konkret darum geht, sichere Umfelder anzubieten. Also z. B. wo Schulen sagen, sie möchten gerne Räume einrichten, in denen Schüler selbstständig im Internet tätig sein dürfen, aber sicherstellen,

Erste Seite (i) Vorherige Seite (99)Nächste Seite (101) Letzte Seite (127)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 100 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet