unabhängiger Tonträgerhersteller etwa sechshundert. Der VUT ist aber bei
uns ebenfalls Mitglied, insofern repräsentieren wir tatsächlich etwa 95 % der
Branche.
Die Aufgaben des Bundesverbands habe ich nun beschrieben, die Aufgabe
der IFPI ist im Wesentlichen Piraterieverfolgung. Da sind wir sehr aktiv
und auch erfolgreich, zumal in dem Bereich der physischen Piraterie der
Ermittlungsdruck so hoch geworden ist, dass wir da praktisch keinen großen
Schwarzmarkt mehr haben.
Außerdem initiieren wir in der Tat Urheberrechtsdiskussionen,
urheberrechtspolitische und wissenschaftliche Diskussionen. Wir haben großes
Interesse daran, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen, in denen unsere
Branche letztlich lebt, in der Frage, womit man Geld verdienen kann und
womit nicht, weiterentwickeln und auch den Notwendigkeiten anpassen, in
denen unsere Branche zur Zeit ist. D. h. wir machen aktiv Lobby-Arbeit
und kommunizieren unsere Anliegen, auch unsere politischen Anliegen, an die
notwendigen Funktionäre, Amts- und Würdenträger.
J. S.: Der
Bundesverband vertritt also die Belange der gesamten Tonträgerbranche und
koordiniert somit auch firmenübergreifende Maßnahmen und Strategien gegen
Filesharing oder die Schaffung eines gemeinsamen legalen Musikangebots im
Internet. Wie sieht es denn diesbezüglich mit der Zusammenarbeit der Firmen,
insbesondere der Major Companies, aus?
H. S.: Wir haben traditionell seit vielen Jahren eine erstaunlich gute
Zusammenarbeit unter Mitgliedsfirmen, von denen man ja wissen muss,
dass sie in ihrem Alltag miteinander um Kunden konkurrieren. Es gibt
eine große Einsicht, dass, unabhängig vom Tagesgeschäft und auch von der
Konkurrenzsituation, es Anliegen gibt, die die Branche am besten geschlossen
vertritt. In der Tat: Eine Vielzahl dieser Anliegen bündelt sich hier bei
uns. Insofern beschäftigen uns alle Fragen, die gemeinsamer Natur sind, mit
Ausnahme der kartellrechtlich relevanten.
J. S.: Um mit den illegalen Musikangeboten im Internet konkurrieren zu
können, ist es meines Erachtens unerlässlich, eine Plattform zu schaffen, durch
die die Musikkonsumenten Zugriff auf ein umfassendes, firmenübergreifendes
Repertoire haben. Der Kunde sucht im Normalfall schließlich nicht nach Songs,
die bei einer bestimmten Plattenfirma veröffentlicht wurden, sondern nach
Titeln eines bestimmten Interpreten. Ein Online-Angebot von beispielsweise
Sony, das sich nur auf das firmeneigene Repertoire beschränkt, ist somit für
den Konsumenten unpraktisch. Gegenseitige Lizenzierungen von Repertoire
für Online-Angebote finden jedoch nicht über den Bundesverband statt?
H. S.: Überhaupt nicht. Ich will da noch mal ein bisschen Wasser in den
Wein gießen: Sie gehen natürlich, wenn sie ein Auto kaufen wollen, nicht
in ein Kaufhaus und fragen: »Wieso stehen hier nicht alle Automarken
rum, ich möchte mir einen schönen Wagen aussuchen?«, sondern sie müssen,
wenn sie ein Auto kaufen wollen, zu dem ersten, zu dem zweiten und
zu dem dritten Händler gehen und sich die Modelle anschauen. Es ist
überhaupt nicht selbstverständlich, dass wir für alle Produkte, die es gibt,
ein Warenhausangebot haben, in