- 9 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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Dies sind jedoch Überlegungen, deren Tragfähigkeit sich erst im Laufe der nächsten Jahre herausstellen wird. Zudem stehen die beschriebenen Entwicklungen, die zwar eine Verschiebung der Machtkonstellationen bedeuten, aber nichts am auf Urheberrechten und Leistungsschutzrechten basierenden System der Musikverwertung verändern, in ihrer Bedeutung hinter einer ganz anderen Problematik zurück:

Einerseits ist es nun zwar möglich, Musikdateien als Wirtschaftsgut über das Internet zu vertreiben, andererseits stehen eben dort bereits Millionen von Musiktiteln kostenlos für jedermann zur Verfügung. Dies betrifft in erster Linie aktuelle Werke der Popmusik, aber zunehmend auch Musiksparten, die bestimmte Nischen bedienen.

Der Teil der Musikkonsumenten, der Zugang zum Internet hat, scheint die Frage nach der Existenzberechtigung der Tonträgerindustrie für sich schon beantwortet zu haben. Der Austausch von Musikdateien zwischen Privatpersonen über so genannte Tauschbörsen im Internet, das »Filesharing«, ist mittlerweile ein Massenphänomen geworden, das der Tonträgerindustrie enorme Verluste beschert.32

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Das hinter dem Filesharing stehende Prinzip wird als »peer-to-peer« (p2p) bezeichnet, was andeuten soll, dass der Austausch der Musikdateien unter Gleichgesinnten und ohne kommerziellen Hintergrund stattfindet. Die Bezeichnung »Tauschbörsen« für Internetplattformen, die die Infrastruktur zum Filesharing bieten, ist irreführend. Die Musikdateien werden nämlich keineswegs getauscht. Vielmehr wird bei jedem »Tauschvorgang« eine identische Kopie des Originals erstellt, sodass es sich in Wahrheit um eine Vervielfältigung handelt, die, insofern es sich um urheberrechtlich geschütztes Material handelt, illegal oder zumindest vergütungspflichtig ist.
Das liegt nicht zuletzt daran, dass es diese, so wird im Verlauf der vorliegenden Arbeit gezeigt werden, über einen langen Zeitraum versäumt hat, eigene, konkurrenzfähige Geschäftsmodelle zur Vermarktung digitaler Musik im Internet zu etablieren.

Tauschbörsen wie Napster, KaZaA, Audiogalaxy oder Morpheus sind die Konkurrenten der etablierten Tonträgerindustrie im Online-Musikgeschäft. Sie werden von dieser argwöhnisch beobachtet und häufig unter dem Begriff der »Piraterie« subsumiert. Das täuscht darüber hinweg, dass einige dieser »Piraten« sich eher als »Anarchisten« verstehen, deren primäre Intention es ist, den freien Austausch von Informationen zu erleichtern. Im Allgemeinen stehen hinter den Tauschbörsen keine gewinnbringenden Geschäftsmodelle, denn Filesharing auf p2p-Basis gilt bisher als nichtkommerzialisierbar. Ob es der Tonträgerindustrie gefällt oder nicht, sie hat es augenblicklich mit einer unübersehbaren, sich ständig verändernden Gruppe von Konkurrenten zu tun, deren primäre Motivation bis dato nicht die Umsetzung von geldbringenden Online-Geschäftsmodellen ist.33

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Vgl. Becker, Andreas und Ziegler, Marc: Ein Überlebensmodell für die Musikindustrie . Napster und die Folgen. S. 29
Auch mit dieser Motivation und der Ideologie der »Internet-Piraten« wird sich diese Arbeit ausführlich befassen.

Ein weiterer, präziser Blick wird zudem den Internet-Aktivitäten der Tonträgerindustrie gelten, die sich in zwei Stoßrichtungen einteilen lassen: in eine reaktive und eine aktive.

Als leitende These bleibt festzuhalten, dass die Aufgabe der Tonträgerindustrie in den nächsten Jahren darin bestehen wird, die illegalen Angebote im Internet zu bekämpfen sowie eigene, konkurrenzfähige Geschäftsmodelle als Alternativen zu entwickeln und im Online-Markt zu etablieren.

Der primäre Erfolg aller Medienunternehmen in der bisherigen, analogen Welt


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