- 8 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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»Die Erreichbarkeit von Endverbrauchern und Musikliebhabern setzt voraus, dass Angebote sichtbar werden, und das erfordert deren Strukturierung. Gerade bei Musik wird kaum je nach einem unbekannten Angebot gesucht. Die Schaffung von Strukturen setzt voraus, dass Anbieter mit netzbezogenen und herkömmlichen Mitteln des Marketings Präferenzen schaffen, Erwartungen wecken und erfüllen, Orientierung ermöglichen und Zielgruppen adressieren. Kurz: So wenig die CD-Veröffentlichung einer Band allein breites Interesse und breite Nachfrage sichern kann, so wenig werden auch atomisierte Angebote im Internet wirtschaftlich erfolgreich sein können. Die Marktanforderungen im physischen Markt und im Internet werden deshalb im Ergebnis von vergleichbaren Bedingungskonstellationen geprägt sein.«29

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Zombik, Peter: Globale Netze – Regionale Musikkulturen.

Wie naiv die Vorstellung letztlich ist und welche Modelle für einen Online-Musikmarkt auf welchen wirtschaftlichen, technischen und auch ideelen Grundlagen existieren oder denkbar sind, wird eine leitende Frage vorliegender Arbeit sein.

Denn trotz der von Zombik angeführten Tatsachen ist eine Neudefinition des Verhältnisses von Musikkonsumenten wie auch Musikschaffenden einerseits und Tonträgerindustrie andererseits wahrscheinlich. Dies wird schon daran deutlich, dass die Bezeichnung »Tonträgerindustrie« mit dem Wegfallen der Tonträger ad absurdum geführt wird. Die von Peter Zombik beschriebenen Kompetenzen der Tonträgerindustrie erinnern dann auch lediglich an die Funktion einer auf Musik spezialisierten Werbeagentur.

Diese Funktion rechtfertigt jedoch nicht länger die gängigen Abrechnungsstrukturen, nach denen die Musikschaffenden im Rahmen eines Bandübernahmevertrages mit nur sechzehn bis vierundzwanzig Prozent des Händlerabgabepreises am Umsatz beteiligt werden. Zusätzlich ist es üblich, die vereinbarte Preisbasis um so genannte Technikabzüge zu reduzieren, die sich im Durchschnitt auf zehn Prozent, im Einzelfall jedoch auf bis zu fünfundzwanzig Prozent belaufen können.30

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Vgl. Gilbert, Rolf und Scheuermann, Andreas: Künstler-, Produzenten-, Bandübernahmeverträge. In: Moser, Rolf und Scheuermann, Andreas (Hrsg.): Handbuch der Musikwirtschaft. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Josef Keller Verlag. Starnberg und München 1997. S. 1030ff

Nach einer zugespitzten Rechnung der US-amerikanischen Rockmusikerin Courtney Love verdient eine Newcomerband, die mit zwanzig Prozent am Umsatz beteiligt wird und einen Vorschuss von einer Million US-Dollar bekommt, beim Verkauf von einer Million CDs letztendlich angeblich gar nichts, wohingegen die Tonträgerfirma einen Gewinn von ca. sechs Millionen US-Dollar macht.31

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Vgl. Love, Courtney: Courtney Love does the math.

http://dir.salon.com/tech/feature/2000/06/14/love/index.html [Stand: 12.02.2003] Der vollständige Text befindet sich in Anhang (B) dieser Arbeit.

Diese Rechnung hält einer empirischen Überprüfung wahrscheinlich nicht stand, basiert jedoch auf jahrelangen Erfahrungen der Rockmusikerin im Musikgeschäft.

Die Zukunft könnte einen Wandel des Geschäftsmodells mit sich bringen, in dem die Tonträgerindustrie zu einem Dienstleister im Bereich Öffentlichkeitsarbeit für den Künstler wird. Wurde bisher der Künstler als Zuarbeiter für die Tonträgerindustrie angesehen, so würde nach dem neuen Modell die Tonträgerindustrie, dann wohl aber unter einer anderen Bezeichnung, gegen eine prozentuale Beteiligung für den Künstler arbeiten.


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