- 70 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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Die Akkumulation von Eigentum sei eine zu langsame Angelegenheit in einer Epoche, deren einzige Konstante der Wandel sei. Permanente Innovation, kontinuierliche Verbesserung und immer kürzere Produktlebenszyklen würden es sinnlos machen, bleibende Werte anzuhäufen.

»Das neue Jahrhundert wird also von Geschäftsgrundlagen bestimmt, die völlig anders funktionieren als die der klassischen Marktwirtschaft. Netzwerke treten an die Stelle der Märkte, Verkäufer und Käufer werden zu Anbietern und Nutzern, und was bislang käuflich war, wird ›zugänglich‹. Zugang, Zugriff, ›Access‹ sind die Schlüsselbegriffe des anbrechenden Zeitalters.«24

24
Rifkin, Jeremy: Access. S. 13

Und weiter behauptet Rifkin:

»Persönliche Freiheit erfährt die erste Generation der vernetzten Wirtschaft nicht im Spannungsfeld zwischen dem Recht auf Eigentum und der Möglichkeit, andere auszuschließen. Freiheit definieren sie als Recht, in Netze wechselseitiger Beziehungen eingebunden zu sein.«25

25
Ebd. S. 21

Wendet man diese Zukunftsvision auf die Tonträgerindustrie an, so ergeben sich für den Blick auf Filesharing ganz neue Perspektiven. Die Nutzer von Tauschbörsen repräsentieren demnach die erste Generation eines neuen, vernetzten Zeitalters. Diese Generation ist nicht daran interessiert, CDs selbst zu besitzen, sondern möchte spontanen Zugang zu einem möglichst umfassenden musikalischen Angebot. Zugleich wird das Individuum über Tauschbörsen in eine »Community« eingebunden. Das Teilen und Tauschen der Musik ist ein ebenso wichtiger Faktor wie die Musik selbst.

Zudem lassen die Tauschbörsen einen flexibleren Umgang mit Musik zu. Die kurzen Produktlebenszyklen der Tonträger wurden bereits in Kapitel 2.3.2 erwähnt. Doch auch die Dauerhaftigkeit der einzelnen Künstlerkarrieren nimmt ständig ab. Eine Reihe von Tonträgerfirmen zehrt heute noch von Künstlern und Gruppen, die bereits vor über 30 Jahren Tonträger veröffentlicht haben. Ein Beispiel hierfür ist die Band »Led Zeppelin«, die mehr als 20 Jahre nach ihrer Auflösung noch immer signifikant zum Umsatz von Atlantic Records beiträgt.26

26
Vgl. Becker, Andreas und Ziegler, Marc: Ein Überlebensmodell für die Musikindustrie – Napster und die Folgen. S. 17

Gegenwärtig ist es aber schwierig, große Stars auf Dauer am Markt zu etablieren. Der gesamte Tonträgermarkt spaltet sich immer weiter in eine unüberschaubare Menge von Sub- und Sub-Sub-Genres auf, sodass es immer komplizierter wird, Zielgruppen zu definieren. Des Weiteren ist ein großer Teil des Angebots nahezu beliebig austauschbar. Die Entscheidung für den Kauf einer spezifischen CD schließt wegen des beschränkten Budgets des Käufers unter Umständen den Kauf anderer CDs aus, der nächste »Hit« kommt jedoch bestimmt. Es wäre vielleicht zu kulturpessimistisch, von Musik in der heutigen Zeit als »Wegwerfartikel« zu sprechen, nichtsdestotrotz entspricht die Investition in den Kauf einer CD oft nicht


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