- 67 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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Diese Geschenkewirtschaft ist praktisch der Offline-Vorgänger des Cooking-Pot-Modells des Internets.

Als die universitäre Forschung das ARPAnet in den 1970er Jahren zu nutzen beginnt, gehen die Wissenschaftler selbstverständlich davon aus, dass sämtliche Informationen kostenlos über das neue Kommunikationssystem verteilt werden sollen. Die kostenlose Distribution von Erkenntnissen ist die effizienteste Methode zur Lösung allgemeiner Probleme in einem bestimmten wissenschaftlichen Fachgebiet. Durch das Einbringen von Forschungsergebnissen erweitert jeder Wissenschaftler das kollektive Wissen und erhält gleichzeitig den Zugang zu sämtlichen Informationen, die andere in das Netz einspeisen. Kein Wissenschaftler kann dabei soviel in das Netz einspeisen, wie ihm zur Verfügung gestellt wird.

Die Wissenschaftler des ARPAnet kommen gar nicht auf die Idee, ihre Informationen als Ware zu betrachten, sondern fördern ihre Karriere dadurch, dass sie die Ergebnisse ihrer Arbeit »verschenken«. Dadurch, dass sie mit dem Internet ein Kommunikationssystem für den Eigenbedarf schaffen, verankern sie diese Arbeitsmethoden in den Technologien des Netzes. Die Architektur des Systems ist so ausgelegt, dass zahlreiche Kopien von Dokumenten im gesamten Netzwerk gespeichert werden können. Auch wenn sich der Kreis der Internetnutzer mittlerweile weit über den Hochschulbereich hinaus erweitert hat, ist das Netz technisch immer noch so ausgelegt, dass jegliche Information ein »Geschenk« ist.11

11
Vgl. ebd. S. 85f

6.3.  Die Ethik der Hacker

Hacker werden in den Medien immer wieder als eine Art »Verbrecher des Internets« dargestellt, die Sicherheitscodes großer Firmen oder Banken »knacken« und allerlei Schaden anrichten. Im Szene-Jargon werden solche Personen jedoch als »Cracker« bezeichnet. Dieser Begriff ist durchaus abwertend gemeint, denn das Umgehen von Sicherheitstechnologien wird innerhalb der Szene nicht als kreative Leistung, sondern höchstens als Mittel zum Zweck anerkannt.12

12
Vgl. Gröndahl, Boris: The script kiddies are not alright. In: Medosch, Armin und Röttgers, Janko (Hrsg.): Netzpiraten. Die Kultur des elektronischen Verbrechens. Heinz Heise Verlag. Hannover 2001. S. 143

Die »wahren« Hacker sind ihrem Selbstverständnis nach »unorthodoxe, genialische Programmierer, die dem Ideal der Informationsfreiheit verpflichtet sind, staatliche Autorität, gewisse Großunternehmen (IBM, Microsoft) und einige kulturelle Konventionen ablehnen.«13

13
Vgl. ebd. S. 149

Ihren Ursprung hat die Hacker-Szene in der US-amerikanischen Studentenschaft der 1950er bis 1970er Jahre am »Massachusetts Institute of Technology« (MIT). Diese hatte sich damit auseinander zu setzen, dass Computer und Rechenzeit knapp waren oder knapp gehalten wurden. Der Journalist Steven Levy formuliert 1984 zum ersten Mal eine »Hacker-Ethik«:14

14
Levy, Steven: Hackers. Heroes of the Computer Revolution. 3. Auflage. Penguin Books. New York 2001. S. 40ff


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