für Konzerte gebucht
werden. Natürlich würde ohne die Marketing-Maschinerie der Tonträgerindustrie, wie
Peter Zombik im in Kapitel 1.2 schon angeführten Zitat feststellte, nicht sofort die ganze
Weltöffentlichkeit den Künstler wahrnehmen. Vielleicht verlagert sich das Musikleben
daher wieder mehr in einen lokalen Raum. Sollte sich ein Musiker nach dem
Kochtopf-Modell dennoch in einem größeren Umfang durchsetzen, dann deshalb, weil die
Hörer seiner Musik den entsprechenden Wert beimessen und nicht, weil eine Major
Company der Tonträgerindustrie viele Millionen US-Dollar in Werbung investiert
hat.
6.2. Werte und Normen im Internet
Das im vorigen Kapitel beschriebene ökonomische Modell des Internets hat seine
Ursprünge in den Normen und Werten bestimmter Nutzergruppen, vor allem der 1970er
und 1980er Jahre, die auch mit der massenhaften Erschließung des Internets in
den 1990er Jahren erhalten geblieben sind. Natürlich existieren mittlerweile
kommerzielle Geschäftsmodelle im Internet, diese basieren jedoch zumeist auf
Dienstleistungen oder materiellen Gütern und nicht auf Produkten geistigen
Schaffens.
Es ist nicht anzunehmen, dass eine große Zahl der Nutzer von Tauschbörsen die Ziele
und Ideale der im Folgenden beschriebenen Bewegungen und Gruppierungen teilt oder
überhaupt kennt. Nichtsdestotrotz erhalten sie mit ihrem Handeln diese Ideale am
Leben.
6.2.1. Die Geschenkewirtschaft der Wissenschaft als prägender Vorläufer des
Filesharings
Wissenschaftliche Arbeitskräfte an Universitäten werden hauptsächlich durch die Methode
der Geschenkewirtschaft sozialisiert, d. h. sie stellen ihre Forschungsergebnisse den
anderen Wissenschaftlern zur freien Verfügung, um auf nichtmonetäre Weise davon zu
profitieren.9
Der Begriff »Geschenkewirtschaft« entstammt dem Aufsatz von Barbrook, Richard:
Cyberkommunismus. Wie die Amerikaner den Kapitalismus im Cyberspace aufheben. In:
Maresch, Rudolf und Rötzer, Florian (Hrsg.): Cyberhypes. Möglichkeiten und Grenzen des
Internet. Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main 2001. S. 76–101. Obwohl diese Praxis ohne
Zweifel die Ausprägung des Internet bzw. ARPAnet in seiner spezifischen Form geprägt hat,
kann sie nicht generell auf die Arbeitsweisen von Wissenschaftlern angewendet werden. Sobald
wissenschaftliche Erkenntnisse marktfähig sind, also eine verkäufliche Idee hervorrufen, sind
Patentanmeldungen oder Firmengründungen neben der akademischen Laufbahn durchaus
üblich.
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»Vom Staat oder durch private Spenden finanziert, sind Wissenschaftler nicht
gezwungen, ihre intellektuelle Arbeit direkt in marktgängige Waren umzusetzen.
Statt dessen machen sie ihre Forschungsergebnisse durch Vorträge auf Fachkonferenzen
und Aufsätze in Fachzeitschriften öffentlich bekannt. Dadurch, dass sie zitiert
werden, verschaffen sie sich persönliche Anerkennung, die ihre Karriereaussichten
innerhalb des Hochschulsystems verbessert.«10
Barbrook, Richard: Cyberkommunismus. S. 85
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