- 65 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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profitieren, oder hat er diese Beiträge durch seinen eigenen »gekauft«? In Fällen, in denen keine Abgrenzung zwischen Produzenten und Konsumenten möglich ist, spricht man von »Prosumern«.6
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Vgl. Gosh, Rishab Aiyer: Cooking pot markets. An economic model for the trade in free goods and services on the Internet. http://www.dxm.org/tcok/cookingpot/ [Stand: 11.11.2002]

Auf einer weit höheren Ebene ist das Beispiel von »Linux«, anzusiedeln. Linux ist ein von Linus Torvalds erfundenes Betriebsprogramm für PCs, das als sogenannte »Freeware« umsonst kopiert und weitergegeben werden kann. Gleichzeitig ist der Quellcode des Programms frei zugänglich, so dass jeder Nutzer das Programm weiterentwickeln kann. Eine Abgrenzung zwischen Anwendern und Entwicklern des Programms ist nicht eindeutig möglich. Zwischen den Nutzern von Linux herrscht daher eine ähnliche Beziehung wie zwischen den Diskussionsteilnehmern im weiter oben erwähnten Beispiel. Einzelne Nutzer entwickeln das Programm weiter, um es an persönliche Bedürfnisse anzupassen. Dies kommt anderen Nutzern zu Gute, die gegebenenfalls auf die weiterentwickelte Version zurückgreifen können. Gleichzeitig stehen diese Nutzer jedoch vor anderen Problemen und entwickeln Linux dementsprechend selbst weiter.7

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Vgl. ebd.
Durch jede Weiterentwicklung gewinnt das Programm ganz konkret an Wert, ohne dass dies jedoch in Geldbeträge umzurechnen wäre. Müssten die Nutzer dagegen für das Programm zahlen, so würden sie es wahrscheinlich nicht weiterentwickeln, sondern stattdessen auf ein Update durch die Herstellerfirma warten.

Das in diesen beiden Beispielen beschriebene ökonomische Modell des Internets nennt man »Cooking Pot Market«. Jeder Internetnutzer wirft selbst produzierte Produkte in den Kochtopf »Internet«, seien es nun Diskussionsbeiträge, Weiterentwicklungen von Betriebsprogrammen oder aus der eigenen CD-Sammlung erzeugte MP3-Dateien. Die Investition jedes Einzelnen in diesen Kochtopf-Markt ist dabei nur sehr gering. Es kostet weder viel Zeit noch Geld, eine MP3-Datei zu erzeugen und im Internet zur Verfügung zu stellen. Auf Grund der unbegrenzten Kopierbarkeit dieser einen MP3-Datei ist ihr Geldwert nahe null (dies bekommt die Tonträgerindustrie zu spüren, wenn sie versucht, Musik in digitalen Formaten im Internet zu verkaufen); ihr Wert im Sinne des Kochtopf-Prinzips ist jedoch gar nicht hoch genug einzuschätzen, denn Millionen anderer Internetnutzer greifen gegebenenfalls auf die MP3-Datei zurück. Gleichzeitig speisen sie selbst MP3-Dateien in das Internet ein, die dann den anderen Nutzern zur Verfügung stehen.

Es wird also im Idealfall der Gegenwert der Erzeugung einer einzigen MP3-Datei investiert, um auf den Gegenwert der Erzeugung von Millionen von anderen MP3-Dateien durch andere Nutzer zurückgreifen zu können. Diese MP3-Dateien sind natürlich ihrerseits nur (geld-)wertlose Kopien, doch sie unterscheiden sich ja nicht vom Original.8

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Vgl. ebd.

Dieses ökonomische Modell, das oft auch als »Cyberkommunismus« bezeichnet wird, ist offensichtlich nicht mit den Geschäftsmodellen der Tonträgerindustrie in Einklang zu bringen. Für Musikschaffende hingegen eröffnet es zumindest theoretisch einige Chancen. Es ist durchaus denkbar, dass Musiker, die ihre Lieder in Tauschbörsen frei zur Verfügung stellen, von interessierten Musikliebhabern z. B.


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