- 64 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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»Das nicht nur von Plattenlabels, sondern von allen Unternehmen der Medienindustrie bisher als sakrosankt anerkannte Prinzip des Copyright scheint zu Beginn des 21. Jahrhunderts seine zentrale Bedeutung zu verlieren.«3

3
Becker, Andreas und Ziegler, Marc: Ein Überlebensmodell für die Musikindustrie – Napster und die Folgen. S. 5

Die Tonträgerindustrie spürt diese Entwicklung als erstes, da Musik im Vergleich zu allen anderen angebotenen Inhalten der Medienindustrie am einfachsten maschinell zu erfassen und zu verarbeiten ist.4

4
Vgl. Schöner, Florine: Multimedia – Revolution der Musik- und Medienwirtschaft. S. 85
Schon jetzt werden jedoch auch ganze Kinofilme als Computer-Dateien in Tauschbörsen angeboten. Mit zunehmender Verbreitung von Internetzugängen mit hoher Übertragungsleistung sind die Verluste der Filmindustrie daher bereits abzusehen.

Die technischen Voraussetzungen der »digitalen Revolution« wurden in den Kapiteln 3 bis 5 bereits beschrieben. Im Folgenden sollen wirtschaftliche und soziologische Aspekte näher beleuchtet werden. Diese können nicht immer in einen direkten kausalen Zusammenhang zu Filesharing gebracht werden, liefern jedoch Erklärungsansätze.

6.1.  Ein ökonomisches Modell für das Internet

Das Internet wurde bis zur Mitte der 1990er Jahre so gut wie gar nicht kommerziell genutzt. Erst nach und nach entdeckte es die Wirtschaft, zunächst als Präsentationsplattform und später auch als Medium für den so genannten »Electronic Commerce« (E-Commerce), d. h die Abwicklung des klassischen Versandhandels über das Internet, und »Content Commerce« (C-Commerce), d. h. den Handel mit rein digitalem Gut im Netz.5

5
Röscheisen, Eckehart: Grundlagen des E-Commerce und C-Commerce.

Gerade wegen der verstärkten wirtschaftlichen Nutzung ist die Menge der kostenlos zur Verfügung stehenden Ressourcen beeindruckend. Die Menschen erzeugen im Internet Werte, die nicht in Geldbeträge umzurechnen sind. Ein Beispiel wurde mit der Wertschöpfung durch Filesharing in Kapitel 5.4 erläutert, es lassen sich jedoch leicht weitere finden.

Auf einem relativ niedrigen Level sind in diesem Zusammenhang Beiträge in Diskussionsforen anzusiedeln. Jeder einzelne Beitrag ist ein Produkt, das hergestellt, distribuiert und konsumiert wird, und dem gegebenenfalls ein Wert beigemessen wird. Wie in der Offline-Wirtschaft ist dabei nicht jedes Produkt, also jeder Diskussionsbeitrag, für jede Person gleich wertvoll. Auf einen Beitrag in einem Forum über die Aufzucht von Hunden werden voraussichtlich nur Personen reagieren, die in irgend einer Weise mit diesem Thema in Berührung gekommen sind. Diese Personen messen dem Beitrag jedoch gegebenenfalls genug Wert bei, um zu antworten und ihrerseits die anderen Diskussionsteilnehmer an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Jede Form des Informationsaustauschs ist daher eine Form von Handel, bei dem keine klare Abgrenzung zwischen Produzenten und Konsumenten möglich ist. Hat der Autor des ersten Diskussionsbeitrages im obigen Beispiel seinen Beitrag nun »verkauft«, um von den Antworten der anderen Diskussionsteilnehmer zu


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