- 63 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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6.  Filesharing – eine »digitale Revolution«?

Das Phänomen des Filesharing wird in der Literatur oft als »digitale Revolution« beschrieben. Eine Revolution ist die »Bezeichnung für raumzeitlich abgrenzbare, tief greifende Veränderungen der Wirtschaft [. . . ], der Wissenschaft [. . . ], der Kunst und Kultur [. . . ] sowie der gesellschaftlichen Struktur und der politischen Organisation [. . . ].«1
1
Artikel: »Revolution«. In: Lexikon der Geographie. Spektrum Verlag. Heidelberg 2001. http://www.xipolis.net [Stand: 25.03.2003]

Die »digitale Revolution« findet im Internet gegen Ende des 20., Anfang des 21. Jahrhunderts statt. Sie bringt weit reichende Veränderungen für den Tonträgermarkt mit sich, wobei mit Sicherheit das Wegfallen traditioneller Tonträgerkategorien sowie die damit verbundene Auflösung des traditionellen Geschäftsmodells der Tonträgerindustrie die einschneidensten sind.

In der angeführten Definition wird ein wichtiger Faktor außer Acht gelassen: Die Veränderungen finden gegen den Willen der etablierten Kräfte und Mächte statt. Auch dies trifft für Filesharing zu, denn

»historically, new formats have been defined, developed and introduced to the consumer by the industry. Now, for the first time, we are witnessing the evolution of a music industry that is consumerdriven rather than industry led. It is the consumer that is adopting the MP3 format with such alacricity that the industry is being forced to embrace it.«2

2
Durlacher Research Ltd.: Impacts of Digital Distribution on the Music Industry. Durlacher Research Ltd. 2001. S. 3. http://www.durlacher.com

Es ist also durchaus gerechtfertigt, von einer Revolution, der »digitalen Revolution«, zu sprechen. In der Regel werden Revolutionäre von den etablierten Mächten kriminalisiert. Die Tonträgerindustrie und ihre Lobby sprechen daher konsequenterweise von »Internetpiraterie«. Zweifellos bewegt sich Filesharing auf p2p-Basis in einer juristischen Grauzone, sodass die Metaphorik zumindest nicht gänzlich unzutreffend (und aus Sicht der Tonträgerindustrie auch nachzuvollziehen) ist. Bei einer differenzierten Betrachtung fällt jedoch schnell auf, dass der Tausch von MP3-Dateien über das Internet kaum hinreichend mit kriminellen Energien der Internet-Community zu erklären ist.

Das Phänomen »Filesharing« ist nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern ist eine Konsequenz vieler Entwicklungen technischer, wirtschaftlicher und soziologischer Natur. Die Grenze zwischen Illegalität und kultureller Innovation ist dabei hauchdünn, denn Gesetze sind letztendlich gesellschaftliche Konventionen. Was also, wenn ein immer größer werdender Anteil der Gesellschaft des Informationszeitalters Urheberrechte nicht anerkennt? Zumindest kommt folgender Eindruck auf:


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