Entstehungsprozess
kaum Beachtung findet. Dies liegt durchaus im Interesse sowohl der Künstler als auch
der Tonträgerindustrie, da bei stark an Authentizität orientierten Zielgruppen
schnell der Verdacht des »künstlerischen Ausverkaufs« im Raum steht, wenn der
kreative Schaffensprozess von betriebswirtschaftlichen Überlegungen beeinflusst
wird.
So nehmen die Musikkonsumenten die von Peter Zombik, dem Geschäftsführer des Bundesverbandes der phonographischen Wirtschaft e.V., postulierte »Garantierung der wirtschaftlichen und kreativen Substanz des Musikgeschehens durch die Tonträgerindustrie«18
Die Tonträgerindustrie führt, wie bereits erwähnt, eine Vorauswahl durch, bei der das zur Vermarktung geeignete Repertoire nach wirtschaftlichen Kriterien gesichtet wird. Auf Grund dieser Selektion haben die Musikkonsumenten auf den größten Teil des weltweit vorhandenen musikalischen Repertoires keinen Zugriff. Dies ist sicher nicht nur kritisch zu sehen, denn den Musikkonsumenten wäre es gar nicht möglich, das weltweite Angebot selbst zu überblicken. Eine gewisse Vorauswahl ist daher sinnvoll und in der Regel von den Konsumenten durchaus erwünscht. Sie funktioniert in wirtschaftlicher Hinsicht allerdings kaum. Die komplexen kulturellen Prozesse der Musikproduktion und -rezeption lassen sich nicht von betriebswirtschaftlichen Kriterien kontrollieren. Neunzig Prozent der Veröffentlichungen sind daher mit Verlust behaftet, sieben Prozent sind kostendeckend und nur drei Prozent werfen Gewinne ab, die dann allerdings zum Teil enorm sind.19
Aus Konsumentensicht ist die Preispolitik der Tonträgerfirmen, die ihre Monopolstellung ausnutzen und trotz der billiger gewordenen Trägermedien immer höhere Preise verlangen, eindeutig negativ. Die bessere Tonqualität der 1983 eingeführten CD schien höhere Preise zu rechtfertigen, allerdings wurde den Käufern verheimlicht, dass die Produktionskosten einer CD deutlich niedriger sind als die von Vinylscheiben.20
So kommt es, dass man, obwohl der Preis für eine Langspielplatte (LP) vom Wettbewerb bereits auf 14,99 DM (also ca. 7,50 Euro) gedrückt worden war, heute für eine Neuerscheinung auf CD ca. 17,99 Euro bezahlt.21
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