- 5 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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Entstehungsprozess kaum Beachtung findet. Dies liegt durchaus im Interesse sowohl der Künstler als auch der Tonträgerindustrie, da bei stark an Authentizität orientierten Zielgruppen schnell der Verdacht des »künstlerischen Ausverkaufs« im Raum steht, wenn der kreative Schaffensprozess von betriebswirtschaftlichen Überlegungen beeinflusst wird.

So nehmen die Musikkonsumenten die von Peter Zombik, dem Geschäftsführer des Bundesverbandes der phonographischen Wirtschaft e.V., postulierte »Garantierung der wirtschaftlichen und kreativen Substanz des Musikgeschehens durch die Tonträgerindustrie«18

18
Vgl. Zombik, Peter: Globale Netze – Regionale Musikkulturen. Siegt der Mainstream über Musikvielfalt?

http://www.miz.org/musikforum/mftxt/mufo9107.htm [Stand: 29.10.2002]

nicht wahr, sondern bewerten den Einfluss der Tonträgerindustrie eher negativ. Doch sind sie auf vielfältige Weise von dieser abhängig:

Die Tonträgerindustrie führt, wie bereits erwähnt, eine Vorauswahl durch, bei der das zur Vermarktung geeignete Repertoire nach wirtschaftlichen Kriterien gesichtet wird. Auf Grund dieser Selektion haben die Musikkonsumenten auf den größten Teil des weltweit vorhandenen musikalischen Repertoires keinen Zugriff. Dies ist sicher nicht nur kritisch zu sehen, denn den Musikkonsumenten wäre es gar nicht möglich, das weltweite Angebot selbst zu überblicken. Eine gewisse Vorauswahl ist daher sinnvoll und in der Regel von den Konsumenten durchaus erwünscht. Sie funktioniert in wirtschaftlicher Hinsicht allerdings kaum. Die komplexen kulturellen Prozesse der Musikproduktion und -rezeption lassen sich nicht von betriebswirtschaftlichen Kriterien kontrollieren. Neunzig Prozent der Veröffentlichungen sind daher mit Verlust behaftet, sieben Prozent sind kostendeckend und nur drei Prozent werfen Gewinne ab, die dann allerdings zum Teil enorm sind.19

19
Vgl. Wicke, Peter; Musikindustrie. Sp. 1359

Aus Konsumentensicht ist die Preispolitik der Tonträgerfirmen, die ihre Monopolstellung ausnutzen und trotz der billiger gewordenen Trägermedien immer höhere Preise verlangen, eindeutig negativ. Die bessere Tonqualität der 1983 eingeführten CD schien höhere Preise zu rechtfertigen, allerdings wurde den Käufern verheimlicht, dass die Produktionskosten einer CD deutlich niedriger sind als die von Vinylscheiben.20

20
Vgl. Becker, Andreas und Hörning, Hendrik: p2p – Die Hoffnung stirbt zuletzt. Detecon International GmbH. Eschborn 2002. S. 14

So kommt es, dass man, obwohl der Preis für eine Langspielplatte (LP) vom Wettbewerb bereits auf 14,99 DM (also ca. 7,50 Euro) gedrückt worden war, heute für eine Neuerscheinung auf CD ca. 17,99 Euro bezahlt.21

21
Vgl. Becker, Andreas und Ziegler, Marc: Ein Überlebensmodell für die Musikindustrie – Napster und die Folgen. Diebold Deutschland GmbH. Eschborn 2000. S. 12
Dieser hohe Preis wird seitens der Tonträgerindustrie unter anderem mit der hohen Anzahl von Songtiteln pro CD gerechtfertigt. Eine CD enthält ein Bündel von Musikstücken, wobei die Industrie hervorhebt, dass jeweils ein geschlossenes künstlerisches Werk vorliege, bei dem der Künstler mit zehn bis fünfzehn Liedern eine Botschaft übermitteln wolle. Lässt man dieses Argument einmal beiseite, so handelt es sich um eine Bündelpreisstrategie, die immer dann vorteilhaft ist, wenn sehr starke Unterschiede in der Zahlungsbereitschaft für die einzelnen Komponenten eines Produktes vorliegen. Dies ist üblicherweise bei Musik der Fall, denn für die »Hits« des Albums besteht

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