Independents durch die Majors ausgeübt werden. Zudem wird der Musikkonsument mit
einbezogen, die Zweitverwertung durch Rundfunk und Fernsehen jedoch unberücksichtigt
gelassen. Dies ist gerechtfertigt, da die Zweitverwertung nur indirekt, als Werbemedium,
der Wertschöpfungskette angehört.
Die wichtigste Veränderung in Tabelle 2 ist jedoch die Unterteilung der
Wertschöpfungskette in drei Markstufen.
Auf der ersten Marktstufe bieten Komponisten, Textdichter und Musiker ihre Werke
an und schaffen mit Verlagen und Tonträgerproduzenten ein Angebot. Wie alle
drei Markstufen ist auch die erste durch ein Überangebot gekennzeichnet. Die
Tonträgerhersteller müssen daher aus den angebotenen Werken der Musik die ihnen zur
Verwertung geeignet erscheinenden heraussuchen, um dann ein marktfähiges Produkt
herzustellen.29
Die betriebswirtschaftlichen Strategien, die hinter diesen Entscheidungen stehen, wurden
bereits in der Einleitung beschrieben.
Es ist hierbei zwischen etablierten und neuen Musikern zu unterscheiden. Ein
Überangebot besteht hauptsächlich in Bezug auf so genannte »Newcomer«,
wohingegen sich mit zunehmender Etablierung und wachsendem Erfolg die
Verhandlungsposition der Musiker ändert. Sehr erfolgreiche Musiker stehen als
monopolistische Anbieter des von ihnen etablierten Markenartikels einer Vielzahl von
interessierten Tonträgerfirmen gegenüber, sodass sich die Machtverhältnisse
umkehren.30
Die ambivalente Beziehung zwischen Musikschaffenden und Tonträgerindustrie wurde in
der Einleitung bereits dargestellt.
Die zweite Marktstufe ist vom Warenaustausch zwischen Tonträgerindustrie und
Handel geprägt. Das fertige Produkt »Tonträger« wird hierbei an den Handel als
Absatzmittler ausgeliefert und gelangt über den Groß- und Einzelhandel an die
Konsumenten.31
Die Betriebstypen des Großhandels sind Sortimentsgroßhändler,
Rackjobber32
»Der Begriff ›Rackjobbing‹ ist vor über 30 Jahren in den USA entstanden und bedeutet nichts
anderes als ›Regalarbeiter‹. Aus dem Rackjobber als Regalarbeiter ist im Laufe der Zeit
ein hochspezialisierter Systemanbieter und Problemlöser für diverse Warenbereiche der [. . . ]
Kaufhäuser geworden. War der Rackjobber früher eher Anbieter für spezielle Randsortimente,
hat die Markenartikelindustrie inzwischen immer mehr die hochspezialisierte Vertriebsform
über die Rackjobbingunternehmen erkannt und genutzt. Der Rackjobber ist also nicht
mehr nur Partner des Handels, sondern hat sich [. . . ] Kundenstrukturen angenommen,
die die Industrie nicht den Anforderungen entsprechend betreuen kann oder will. [. . . ]
Den entsprechenden Abteilungen [steht] kaum oder kein Personal zur Verfügung. Also
übernimmt der Rackjobber im Markt die Aufgabe, aus dem vielfältigen Angebot der Industrie
das Sortiment für die Kundenstruktur des Marktes [. . . ] die richtige Sortimentsstruktur
auszuwählen und in einer Form zu präsentieren, die sich für den Verbraucher übersichtlich
darstellt.« Jetzkus, Frank-Werner: Rackjobbing. In: Moser, Rolf und Scheuermann, Andreas
(Hrsg.): Handbuch der Musikwirtschaft. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Josef Keller
Verlag. Starnberg und München 1997. S. 279f
|
und Automatengrossisten. Für den Einzelhandel sind Großbetriebsformen wie so
genannte Megastores, Warenhauskonzerne und Elektromärkte zu nennen, dazu kommen
Filialunternehmen, Fachmärkte, Verbrauchermärkte, unabhängige Facheinzelhändler,
Direktvermarkter des Einzelhandels und sonstige Einkaufsstätten.