um die Musik herum
verwandelt, bilden sich im Inneren dieser Firmenkonglomerate arbeitsteilig
angelegte Unternehmensstrukturen heraus, die zu einer klaren organisatorischen
und administrativen Trennung von der auf dem Konsumgütermarkt angesiedelten
phonographischen Technik einerseits und der in den kulturellen Zusammenhängen
verankerten Tonträgerproduktion andererseits führen. Der Musikmarkt wird
damit zunehmend als eigenständiges Feld angesehen und bearbeitet [...].«8
Der Zweite Weltkrieg entzieht der Musikindustrie zunächst die Entwicklungsbasis, da das gesamte kulturelle Leben den Bedingungen des Krieges unterworfen ist. Nach 1945 erholt sich die amerikanische Musikindustrie am schnellsten und findet im weitgehend zerstörten Europa einen lukrativen zusätzlichen Absatzmarkt für ihre Produkte. Das Fernsehen verdrängt in den USA bereits Anfang der 1950er Jahre das Radio als bedeutendstes Massenmedium und macht eine Umstrukturierung der Programme notwendig. Ähnlich wie die Tonträgerindustrie in den 1920er Jahren entwickelt nun auch der Rundfunk zielgruppenorientierte Programmkonzepte und beginnt aus Kostengründen damit, die Live-Übertragungen der Musik fast gänzlich durch das Abspielen von Tonträgern zu ersetzen. Dies führt zu der bis heute andauernden Interessenallianz zwischen Tonträgerfirmen und Rundfunk.
»Nicht nur generiert der Rundfunk durch die zu vergütende Nutzung der auf Schallplatte verbreiteten musikalischen Werke einen ganz erheblichen Teil des aus dem Urheber- und Vervielfältigungsrecht erwachsenden Einkommens [...]. Er erweißt [sic] sich vor allem als ein unverzichtbares Werbeinstrument für den Tonträgerabsatz, während er umgekehrt von den Schallplattenfirmen nicht bloß den überwiegenden Teil seines Programminhalts geliefert bekommt, sondern mit Musik zugleich ein Instrument erhält, über das eine differenzierte Zielgruppenselektion vorgenommen werden kann.«9
Die zielgruppenorientierte Programmstruktur des Rundfunks fördert die Entstehung vieler neuer, »Independents« genannter Kleinunternehmen innerhalb der Tonträgerindustrie, die immer neue Marktnischen entdecken und zu feststehenden Repertoire-Kategorien ausbauen, wodurch es zu einer wachsenden Fragmentierung des Musikmarktes kommt. Die etablierten, großen Tonträgerfirmen, »Majors« genannt, sichern sich ihre Marktführung jedoch weiterhin durch Vertragsfreikäufe erfolgreicher Interpreten, Vertriebsabkommen mit den Independents oder ganze Firmenübernahmen.10
Die Allianz zwischen der Tonträger- und der Rundfunkindustrie wird durch demographische Entwicklungen, die Mitte der 1970er Jahre einsetzen, wieder geschwächt. Während die Hauptzielgruppe beider Industriezweige mit den Zwölf- bis Vierundzwanzigjährigen bis zu diesem Zeitpunkt deckungsgleich ist, findet jetzt eine Aufspaltung statt. Der Rundfunk »wächst« mit seiner Zielgruppe und orientiert sich weiter an den gleichen Hörern, die jetzt jedoch älter sind. Diese Zielgruppe |