- 110 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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nicht zulässig ist, aber was jemand macht, der da downloaded, ist rechtlich keinesfalls geklärt, und wir möchten gerne, dass das geklärt wird.
J. S.: Zum Abschluss würde ich jetzt doch noch gerne auf einen weiteren Bereich zu sprechen kommen. Im Jahrbuch der phonographischen Wirtschaft habe ich gelesen, dass der Musikmarkt in Großbritannien und in Frankreich weiter expandiert, wogegen er in den restlichen europäischen Ländern stagniert oder sogar rückläufig ist. Dies wird im Wesentlichen darauf zurückgeführt, dass es in Großbritannien und Frankreich kein Recht auf eine Privatkopie gibt. Sehen Sie das auch so?
H. S.: Das ist schwer zu sagen. Im letzten Jahr war es in der Tat noch so, dass Frankreich und England Zuwächse im CD-Absatz hatten und zwar deutliche. Also in Frankreich um 10 und in England um 5 Prozent, wenn ich mich recht entsinne. Wir haben in der Tat in Frankreich und England ein paar besondere Situationen. In Frankreich, um das vorweg zu nehmen, gibt es zwei Maßnahmen, die dem französischen Markt tatsächlich helfen. Die eine ist, dass es eine Radioquote gibt, d. h. Radiosender sind verpflichtet, zu bestimmten Anteilen französischsprachige Musik und zu einem bestimmten Anteil Neuheiten zu senden. Das ist exakt das, was wir auch möchten. Wir haben ein hochgradig formatiertes Radio, in dem alles Mögliche an Mainstream läuft und immer weniger abseits des Mainstreams. Das sorgt dafür, dass die meisten Menschen neue Musik gar nicht mehr kennen lernen können. Früher gab es noch ambitionierte Musikredakteure, die dafür sorgten, dass Neuheiten, die sie selbst toll fanden, gespielt wurden. Heute ist es so, dass die Musikauswahl der meisten Sender und Wellen sich hauptsächlich danach richtet, was schon in den Charts ist, also nach dem, was schon gekauft wurde. D. h. wir haben immer weniger Neuheiten im Radio und das ist ein Problem, weil da jungen, unbekannten Künstlern die Präsentationsfläche fehlt.
Das zweite ist, und das folgt fast unmittelbar daraus, dass Frankreich einen viel stärkeren nationalen Markt hat, sein nationales Repertoire ist sehr viel größer als in Deutschland das deutsche. Von daher die Forderung unserer Branche in Deutschland, eine Radioquote einzuführen.
In England ist es in der Tat so, dass es so etwas wie die legale Privatkopie gar nicht gibt. Und man muss jetzt mal ganz nüchtern sagen: Natürlich ist es so, dass es auch dort Menschen gibt, denen es egal ist, was verboten ist und was nicht. Aber es ist in Deutschland und auch in England nicht allen Menschen gleichgültig, ob sie eine verbotene Handlung begehen oder nicht. Es gibt natürlich Menschen, die sich schon deswegen an bestimmte Regeln halten, weil es sie gibt. Insofern hat die Regelung in England bestimmt positive Folgen. Ich sage aber auch dazu: Wenn ich weiß, dass ich etwas mache, was strafbar ist, dann habe ich wenigstens die Möglichkeit, darüber nachzudenken, ob ich es nicht lieber bleiben lasse. Das trägt sicher manches dazu bei. Das zweite ist, dass in Großbritannien die Verbreitung von CD-Brennern noch nicht so hoch ist wie in Deutschland. Und, (in Klammern: leider – das spricht auch dafür, dass unsere Einschätzung hier richtig ist) hat der englische Markt in diesem Jahr auch Verluste zu verzeichnen. Insofern spricht einiges für dieses Argument. Die machen mit einer kleinen Zeitverzögerung dieselbe Entwicklung

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