- 108 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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die Musikindustrie selbst verwirklichen will. Mit Perspektive von heute sind das Angelegenheiten für strategische Partnerschaften.
J. S.: Ja, dann danke ich Ihnen für dieses Interview und dafür, dass sie sich so viel Zeit genommen haben, um meine Fragen zu beantworten.
H. S.: Gerne. Ich habe aber noch zwei Punkte, über die ich etwas sagen möchte. Das eine ist ein kleiner Nachtrag zum Begriff »Tauschbörse«. Ich benutze das Wort eigentlich gar nicht mehr, und wenn, dann nur in Anführungsstrichen, aber da man die nicht hören kann, werde ich es noch mal klar sagen: »Tauschbörsen« ist ein wenig eine Verniedlichung, deswegen zögern wir da immer. Beim Tauschen ist es nämlich so, dass man etwas von sich weg gibt, und dafür etwas anderes bekommt. Bei Filesharing-Services tauscht man nichts, da macht man einen digitalen Klon, gibt ihn weg und behält die Musik immer noch selbst, und deswegen finde ich den Begriff »Tauschbörsen« verniedlichend, weil er so tut, als würde die Gesamtsumme gleich bleiben – bleibt sie aber nicht. Es werden massenhaft Musikkopien gemacht, nichts anderes.
Zum Thema Urheberrecht haben wir jetzt fast gar nicht geredet. Da müssen Sie sagen, ob Sie da noch was fragen oder wissen wollen.
J. S.: Mich würde interessieren, inwiefern die Novellierung des Urheberrechts den Online-Bereich betrifft. Des Weiteren habe ich etwas von der Diskussion über das Recht auf eine digitale Kopie gelesen. Letztendlich wurde das Recht auf eine digitale Kopie ja nicht in der Novellierung berücksichtigt. Vielleicht könnten Sie ja auch dazu etwas sagen.
H. S.: Zunächst einmal, weil das meiner Ansicht nach eine der wichtigsten Fragen ist: »Recht auf digitale Kopie«, das ist so missverständlich. Ich benutze den Begriff »Recht« deswegen gar nicht, weil nicht klar wird, was genau gemeint ist, und ich will jetzt mal beides formulieren: Es gibt keinen Anspruch auf eine Kopie, es gibt schon gar keinen Anspruch auf eine digitale Kopie. In Deutschland gibt es eine legale Privatkopie. Das sind Kopien, die Sie sich zum privaten, persönlichen Gebrauch machen dürfen. Wann immer Sie also eine Kopie machen können, die sie für sich selber nutzen wollen, ist es in Ordnung. Deswegen haben Sie aber keinen Anspruch darauf. Das hat in der Diskussion um kopiergeschützte CDs eine große Rolle gespielt, denn natürlich dürfen Musikfirmen ihre Produkte mit Kopierschutz versehen, genauso wie das bei DVDs ganz selbstverständlich ist, ich habe das vorhin schon mal kurz angedeutet. DVDs enthalten einen Kopierschutz im technischen System schon, der gehört zur technischen Definition dazu. Kein Mensch wundert sich darüber und natürlich sind wir da gleichgestellt. Auch CDs darf man mit Kopierschutzsystemen versehen. Wenn Sie sich eine CD kopieren können, dann dürfen Sie sich zum persönlichen privaten Gebrauch eine Kopie machen. Aber es gibt keinen Anspruch darauf und keine Pflicht der Musikfirmen, ihnen eine Kopie zu ermöglichen, schon gar nicht eine digitale.
Was die Urheberrechtsnovelle betrifft, gibt es da in der Tat eine Reihe von Regelungen, die für unsere Branche absolut wichtig sind. Die wichtigste ist kein Online-Thema. Das absolut Wichtigste, was auf einem guten Weg zu sein scheint, ist, dass wir im nächsten Urheberrechtsgesetz, das für den Anfang des

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