also kaum Zeit kostet, sondern höchstens im Millisekundenbereich.
Im Prinzip funktioniert dies, so ein Modell gibt es. So sind Blocking-Systeme
in Deutschland nicht nur bekannt, sondern wurden auch schon eingesetzt, und
zwar in NRW gegen Seiten mit rechtsextremistischem Inhalt. Natürlich sind
dies auch denkbare Systeme, wann immer wir mit Providern zu entsprechenden
Kooperationen kommen können.
J. S.: Ich würde gerne noch einen anderen Bereich ansprechen: Durch mein
Praktikum bei Sony Music bekomme ich gerade mit, dass man dort versucht,
in einem ganz neuen Bereich, zumindest für die Musikindustrie, Geld zu
verdienen. Ich meine dabei speziell den Bereich der Mobiltelefone. Es sollen
Song-Teile zum Download aufs Handy angeboten werden, später ganze Songs
und auch Bilder der Stars, die auf dem Handy-Display angezeigt werden
können. Kommt die Musikindustrie damit nicht zu sehr von ihrem eigentlichen
Schwerpunkt, nämlich der Musik, ab, und wird zum Anbieter irgendwelcher
Gimmicks? Man könnte sich ja auch vorstellen, dass, nachdem sich diese
neuen Marktbereiche etabliert haben, nicht mehr nur Bilder von Stars verkauft
werden, sondern irgendwelche Cartoons, oder Spiele für das Handy.
H. S.: Ja, theoretisch kann ich mir auch alles Mögliche vorstellen. Praktisch
ist es so, dass unsere Branche eine Kernkompetenz hat und die liegt nicht
darin, bestimmte Transaktionswege zu bestimmen. Was eine Musikfirma
heute macht, ist im Grunde ein klassischer Dreischritt: Neue, attraktive und
interessante Musik suchen und finden, sie zweitens auf irgendeine Weise
produzieren und die Musik drittens an den Mann, die Frau und die Kinder,
die Menschen bringen, die sie hören wollen. Auf welchen technischen Formaten
und auf welchen Wegen das geht, ist offen gestanden für die Musikbranche
völlig egal. Wir bedienen unsere Kunden auf die Weise, wie sie Musik haben
wollen, und wenn das, wie schon vorhin angesprochen, Vinyl sein soll, dann
ist es Vinyl, wenn es SACD sein soll, dann ist es SACD. Da ist nicht
das Format das wirklich Wichtige. Gerd Gebhardt hat neulich mal gesagt:
Wenn das möglich wäre, dann könnten wir das ganze meinetwegen auch auf
runderneuerte Autoreifen bringen. Unsere Kompetenz besteht nicht darin,
bestimmte Distributionswege technisch zu entwickeln, das können andere
besser. Wir haben die Inhalte dafür. Deswegen zögere ich auch ein bisschen.
Von dieser Kernkompetenz wegzugehen, ist zwar möglich, aber es erscheint mir
aus dieser Sicht im Moment nicht so sehr plausibel. Natürlich kann man auch
die Federboa von Britney Spears versteigern oder einen Merchandising-Handel
mit bestimmten Markenartikeln beginnen, analog zu Harry Potter. Aber
mal abgesehen davon, dass Harry Potters Merchandising nicht besonders
erfolgreich ist, jedenfalls weit unter den Erwartungen geblieben ist, ist das
auch nicht die Kernkompetenz der Branche. Die Kernkompetenz der Branche
ist es, mit Musik umzugehen. Wenn es beispielsweise Interesse an jener
Form des Merchandising gibt, dann bieten sich da meiner Ansicht nach viele
Kooperationen an, aber ich denke nicht, dass die Musikbranche in Zukunft
hauptsächlich mit den Bildern von Britney Spears agieren wird, sondern
hauptsächlich mit der Musik. Und wenn da ein paar Promo-Bilder abfallen, die
man auch noch verkaufen kann, wenn man bestimmte Wege nimmt, dann gut.
Aber dies ist nicht das Anliegen, das