- 107 -Strack, Jan: Musikwirtschaft und Internet 
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also kaum Zeit kostet, sondern höchstens im Millisekundenbereich. Im Prinzip funktioniert dies, so ein Modell gibt es. So sind Blocking-Systeme in Deutschland nicht nur bekannt, sondern wurden auch schon eingesetzt, und zwar in NRW gegen Seiten mit rechtsextremistischem Inhalt. Natürlich sind dies auch denkbare Systeme, wann immer wir mit Providern zu entsprechenden Kooperationen kommen können.
J. S.: Ich würde gerne noch einen anderen Bereich ansprechen: Durch mein Praktikum bei Sony Music bekomme ich gerade mit, dass man dort versucht, in einem ganz neuen Bereich, zumindest für die Musikindustrie, Geld zu verdienen. Ich meine dabei speziell den Bereich der Mobiltelefone. Es sollen Song-Teile zum Download aufs Handy angeboten werden, später ganze Songs und auch Bilder der Stars, die auf dem Handy-Display angezeigt werden können. Kommt die Musikindustrie damit nicht zu sehr von ihrem eigentlichen Schwerpunkt, nämlich der Musik, ab, und wird zum Anbieter irgendwelcher Gimmicks? Man könnte sich ja auch vorstellen, dass, nachdem sich diese neuen Marktbereiche etabliert haben, nicht mehr nur Bilder von Stars verkauft werden, sondern irgendwelche Cartoons, oder Spiele für das Handy.
H. S.: Ja, theoretisch kann ich mir auch alles Mögliche vorstellen. Praktisch ist es so, dass unsere Branche eine Kernkompetenz hat und die liegt nicht darin, bestimmte Transaktionswege zu bestimmen. Was eine Musikfirma heute macht, ist im Grunde ein klassischer Dreischritt: Neue, attraktive und interessante Musik suchen und finden, sie zweitens auf irgendeine Weise produzieren und die Musik drittens an den Mann, die Frau und die Kinder, die Menschen bringen, die sie hören wollen. Auf welchen technischen Formaten und auf welchen Wegen das geht, ist offen gestanden für die Musikbranche völlig egal. Wir bedienen unsere Kunden auf die Weise, wie sie Musik haben wollen, und wenn das, wie schon vorhin angesprochen, Vinyl sein soll, dann ist es Vinyl, wenn es SACD sein soll, dann ist es SACD. Da ist nicht das Format das wirklich Wichtige. Gerd Gebhardt hat neulich mal gesagt: Wenn das möglich wäre, dann könnten wir das ganze meinetwegen auch auf runderneuerte Autoreifen bringen. Unsere Kompetenz besteht nicht darin, bestimmte Distributionswege technisch zu entwickeln, das können andere besser. Wir haben die Inhalte dafür. Deswegen zögere ich auch ein bisschen. Von dieser Kernkompetenz wegzugehen, ist zwar möglich, aber es erscheint mir aus dieser Sicht im Moment nicht so sehr plausibel. Natürlich kann man auch die Federboa von Britney Spears versteigern oder einen Merchandising-Handel mit bestimmten Markenartikeln beginnen, analog zu Harry Potter. Aber mal abgesehen davon, dass Harry Potters Merchandising nicht besonders erfolgreich ist, jedenfalls weit unter den Erwartungen geblieben ist, ist das auch nicht die Kernkompetenz der Branche. Die Kernkompetenz der Branche ist es, mit Musik umzugehen. Wenn es beispielsweise Interesse an jener Form des Merchandising gibt, dann bieten sich da meiner Ansicht nach viele Kooperationen an, aber ich denke nicht, dass die Musikbranche in Zukunft hauptsächlich mit den Bildern von Britney Spears agieren wird, sondern hauptsächlich mit der Musik. Und wenn da ein paar Promo-Bilder abfallen, die man auch noch verkaufen kann, wenn man bestimmte Wege nimmt, dann gut. Aber dies ist nicht das Anliegen, das

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