Und ein Alltag ohne Musik, der ist für den allergrößten Teil der Menschheit,
gar nicht vorstellbar, deswegen bin ich da auch so optimistisch. Und da jede
Zeit ihre Künstler und ihre Musik und ihre Ausdrucksweise hat, wird es auch
zukünftig Musik geben und auch produzierte Musik.
J. S.: Zusammenfassend gesagt: Sie sind der Meinung, dass man das Problem
mit den Filesharing-Services in den Griff bekommen wird, wenn auch nicht
gänzlich, und dass sich das legale Musikangebot der Plattenfirmen im Internet
durchsetzen wird.
H. S.: Ich will auch einmal versuchen, das in fünf, sechs Sätzen
zusammenzufassen. Wir werden auf eine lange, lange Zeit Musikverkauf auch
auf Tonträgern haben. Ich sehe keine Zukunft, in der der Musikvertrieb
ausschließlich über das Internet geht. Wenn überhaupt, dann ist sie noch sehr
weit weg. Ich jedenfalls klappe nicht um elf Uhr abends im Bett meinen Laptop
auf und lese noch ein bisschen Thomas Mann, sondern ich nehme mir ein
Buch zur Hand, und ich denke, dass die Musiknutzung eben auch so und
so ist. Das Internet wird ein zunehmend wichtiger Bereich werden. Jetzt, wo
der Hype vorüber ist, bei dem das alle gesagt haben, ist es ja fast schon
wieder unmodern, so etwas zu sagen. Ich denke, wir werden einen Bereich
haben, in dem wir konstant und konsequent für bestimmte Zielgruppen, die
tendenziell noch wachsen wird, Musik anbieten und auch verkaufen können.
Der wird absehbar nicht fünfzig und vielleicht auch nicht zwanzig Prozent
des Gesamtumsatzes erreichen, aber immerhin. Dafür ist es allerdings nötig,
konsequent gegen illegale Angebote vorzugehen, und in bestimmten Bereichen
ist uns das schon sehr gut gelungen, in anderen noch gar nicht. Wir werden
sicherlich das, was es an technischen Möglichkeiten gibt, nutzen, z. B. über
Spoofing, vielleicht über Blocking-Systeme – auch darüber wurde früher ja
schon einmal öffentlich geredet – als auch über rechtliche Wege, über zivil- und
strafrechtliche Maßnahmen, wie auch über ein eigenes attraktives Angebot –
und da gibt es sicherlich auch noch weitere Schritte– dafür sorgen, dass es
Möglichkeiten gibt, mit Musik im Internet Geld zu verdienen.
J. S.: Was versteht man unter »Blocking-Systemen«?
H. S.: Der Bundesverband hat vor über zwei Jahren ein System namens
Rights-Protection-System entwickelt. Es wird hier nicht gelingen, das komplett
darzustellen, aber ich kann mal skizzieren, wie das gedacht war. Wir hatten hier
tatsächlich einen Computer stehen, der zeigte, dass das geht. Der funktioniert
folgendermaßen: Bei den Internet-Access-Providern werden PCs mit einer
großen Cache-Software eingesetzt, die dafür sorgt, dass URLs, von denen
bekannt ist, dass sie illegale Angebote enthalten, nicht aufgerufen werden
können. D. h., wenn jemand in seinen Browser eine URL eingibt, z. B.
www.illegale-musik.de, und der Access-Provider kennt diese URL als eine
URL, die illegale Angebote enthält, dann würde er die Anfrage einfach nicht
weiterleiten, und dann könnten Sie dieses Angebot in ihrem Browser gar nicht
laden. Im Prinzip funktioniert das – sogar auf eine Weise, die so schnell geht,
dass Sie als User gar nicht merken, dass es einen Check gibt. Es ist aus Sicht der
Provider ganz wichtig, dass dabei keine Verlangsamung der Prozesse eintritt,
dass das