erkennbar nicht von seinen Uran- oder Erdölvorräten lebt,
sondern von der Kreativität und der Kompetenz der Menschen, die hier leben.
Urheberrecht ist eine zentrale Rahmensetzung. Ohne Urheberrecht würden
ganz viele Teile unserer Gesellschaft nicht funktionieren. Denn wenn es keine
Möglichkeit gibt, mit dem, was jemand als Ergebnis eines Nachdenkprozesses
oder Schöpfungsprozesses niederlegt, Geld zu verdienen, dann geraten ganz
andere und ganz große Fragen unserer Gesellschaftsordnung auf den Tisch,
und eine Alternative dazu gibt es, so denke ich, nicht.
J. S.: Die illegale Verbreitung von Musik durch einen Kopierschutz zu
verhindern, halte ich auch für selbstverständlich. Ich frage mich jedoch,
inwieweit sich ökonomische Modelle durchsetzen werden, bei denen man
das Recht erwerben kann, einen bestimmten Songtitel drei Mal zu hören
oder diesen Titel zwei Wochen lang zu hören. Glauben Sie, dass sich
diese Aspekte des Digital-Rights-Managements durchsetzen werden? Oder
erst einmal umfassender gefragt: Wird sich der digitale Vertrieb von Musik
im Internet überhaupt durchsetzen und irgendwann sogar den physischen
Tonträgerhandel ablösen?
H. S.: Ich sage darauf immer ein bisschen locker: »Ich bin der Pressesprecher
und nicht der Prophet«. Was in zehn Jahren ist oder in fünfzig, das weiß ich
auch nicht so genau. Ich bin ziemlich sicher, und zwar auf Basis der Erfahrung,
die unsere Branche, aber auch ganz viele Musikfreunde in den letzten Jahren
gemacht haben, dass das Internet ein Weg ist, auf dem wir schon heute und
auch künftig Musik zum Kauf anbieten, und dafür gibt es auch potenzielle
Kunden. Und es gibt unter denen, die sich heute schon kostenlos bedienen, auch
eine ganze Reihe, die bereit wären, einen bestimmten Preis dafür zu bezahlen.
Welche Modelle sich letztlich durchsetzen, das weiß ich auch nicht. Da ist die
ganze Branche national und international ein bisschen in der Probierphase,
und das finde ich auch o.k. Sicher ist es so, dass ein einzelner Song, den Sie
nur drei Tage hören können, weniger wert ist als einer, den Sie für immer
haben, oder einer, den Sie sich weiter brennen können. Aus meiner Sicht ist das
eher eine Frage der Preisgestaltung – und warum soll das nicht möglich sein,
dass man sich einen Song zum dreimaligen Anhören herunterlädt, am vierten
Tag klappt das Digital-Rights-Management zu, und dann können Sie den
Container mit der Datei löschen oder drauflassen, aber hören können Sie ihn
nicht mehr? So einen Song wird man natürlich nicht für zwölf Euro vertreiben
können, sondern eher für einen kleinen Cent-Betrag, aber warum nicht? Was
sich letztlich durchsetzen wird, das entscheidet der Markt, das entscheiden
unsere Kunden, unsere Fans. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es
da gestaffelte Systeme gibt, bei denen die kleinsten Angebote so sind, wie Sie
sagen: einzelne Songs für ganz kurze Zeit zum Download, die also nur ganz
kurze Zeit anhörbar sind. Natürlich wird da der Preis viel niedriger sein als
für Songs, die Sie zum ewigen Gebrauch downloaden.
J. S.: Glauben Sie, dass die veränderten Distributionswege auch mit einem
veränderten Konsumverhalten einhergehen? Meines Erachtens wird sich der
digitale Vertrieb von Musik über das Internet stark an einzelnen Titeln
orientieren, wohingegen weniger wahrscheinlich alle Titel eines Albums
gemeinsam verkauft