für illegale Anbieter so einfach, die müssen eben keinen fragen,
sondern können tausende von Künstlern und Tonträgerherstellern betrügen.
Nichts anderes ist das.
J. S.: Um die illegale Verbreitung von Musik einzuschränken, sind ja
bestimmte Digital-Rights-Management-Systeme geplant, die das Kopieren
von Musiktiteln verhindern und auch das Anhören räumlich oder zeitlich
beschränken können. Kommt mit diesen Systemen nicht ein ungeheurer
Verwaltungsaufwand auf die Musikindustrie zu? Und ist es nicht sehr
kompliziert, die vielfältigen Lizenzierungsmöglichkeiten mit den Künstlern
abzurechen?
H. S.: Die zweite Frage zuerst: Die künstlerinternen Abrechnungen sind
etwas, was unsere Branche seit hundert Jahren macht, das ist nichts wirklich
Erstaunliches. Jemand, der von außen auf uns schaut, für den mag das
unverständlich sein, aber für jedes Stück, das wir verkaufen, haben unsere
Mitgliedsfirmen vorher die Rechte eingeholt. Also: Das Lizenzgeschäft ist
ganz selbstverständlich, Musikfirmen sind zu wichtigen Teilen Firmen, die mit
Lizenzen handeln, und das ist unser Job, ob das aufwändig ist oder nicht.
J. S.: Wobei die Verwertung der Titel über das Internet ja laut
Urheberrechtsgesetz bisher nicht in den Lizenzverträgen inbegriffen war. Man
muss daher bestimmt eine Menge von Nachverhandlungen führen.
H. S.: Genau. Das ist sozusagen die Aufgabe des Juwelierladens. Seit einigen
Jahren enthalten Künstlerverträge in der Regel standardmäßig eine Klausel,
die auch die Online-Verwertung umfasst. Das gilt für ältere Verträge nicht und
hat zur Folge, dass man für ältere Musik im Einzelnen mit Rechteinhabern
verhandeln muss, ob die Künstler online angeboten werden dürfen. Unter
Umständen sind diese schon tot, und dann gibt es Erben – es ist also ein
aufwändiges Verfahren, dass da zum Teil abläuft. Aber es muss gemacht
werden, weil so die internationale Rechtslage ist und wir guten Grund haben,
uns daran zu halten.
Jetzt zum ersten Teil ihrer Frage, der betraf die Kundenbeziehungen. Das
ist ganz einfach, das sind ja letzten Endes automatisierte Systeme. Natürlich
bedeutet es immer einen gewissen Aufwand, solche Systeme zu entwickeln.
Andererseits laufen diese ja nicht so, dass dann einzelne Leute einzelne
Transaktionen physisch durchführen oder kontrollieren müssten. Die Systeme
wickeln sich selbst ab, inklusive der erlaubten Abspiellängen und so weiter.
Das funktioniert ja heute schon. Das ist also relativ einfach zu lösen. Natürlich
gibt es auch da einen Entwicklungsbedarf und der endet nicht, wenn man
einmal eine Betaversion oder eine erste Stufe hingestellt hat, aber das ist ein
Bereich, der durchaus kalkulierbar ist und der auch Sinn macht. Wir haben
gar keine andere Möglichkeit als zu sagen: »Natürlich unternehmen wir etwas,
um uns selbst zu schützen«, alles andere wäre, wie mein Chef manchmal
sagt, Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Jede DVD und inzwischen fast jede
Software ist kopiergeschützt, und kein Mensch wundert sich darüber, und so
ähnlich ist das im Grunde genommen inzwischen auch bei CDs und das wird
schon in naher Zukunft wirklich selbstverständlich sein, mit Ausnahme von
ein paar renitenten Andersgläubigen. Es ist ja auch o.k., etwas anderes zu
denken, aber, und das wundert mich immer ein bisschen, in einem Land wie
Deutschland, das