- 143 -Sonntag, Brunhilde (Hrsg.): Adorno in seinen musikalischen Schriften 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (142)Nächste Seite (144) Letzte Seite (186)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 



Nun zu einem Zwölftonstück. Ich wähle den 2. Satz aus dem Streichquartett op. 28, weil auch hier die Reihe das BACH-Anagramm enthält. Ich referiere die Analyse von R. Schulz aus seinem Buch: "Über das Verhältnis von Konstruktion und Ausdruck in den Werken A. Weberns". 2) Zunächst müssen wir noch einmal von der Gestalt der Reihe ausgehen, da sie die Komposition vorherbestimmt. Die Reihe zerfällt in drei Teile, von denen sich Teil 1 und 3 gleichen, da Teil 3 die um eine kleine Sext transponierte Figur des ersten Teils ist. Die Mittelgruppe ist sowohl transponierte Umkehrung als auch transponierter Krebs. Außerdem ist die Reihe identisch mit ihrer Krebsumkehrung. Vorherrschende Intervalle sind kleine Sekund und (große) Terz; der dritte Teil liegt zum ersten im Abstand einer kleinen Sext; das wäre umgeklappt (komplementär) eine große Terz. Nun wäre zu kontrollieren, ob sich die Reihengestalt in der Komposition niederschlägt. Dazu zunächst die Analyse der ersten neun Takte (der ganze erste Teil, T. 1-18, ist als Kanon im Abstand einer großen Terz angelegt).


In den ersten neun Takten laufen vier Reihen untereinander ab:


Viol. I   cis d   h   c  gis g b a    f fis dis e    U 4

Viol. II  gis g   b   a  cis d h c    e dis fis f    G 11

Viola     f   fis dis e  c   h d cis  a b   g   gis  U 8

Vcl.      e   dis fis f  a   b g gis  c h   d   cis  G 7


Die Bezüge der Reihen untereinander sind leicht festzustellen, da jede Vierergruppe nicht nur einmal, sondern jeweils in einer anderen Reihe noch einmal auftritt.


Unregelmäßigkeiten, die Webern einbaut, beziehen sich auf das zweite Stimmenpaar: Viol. II und Vcl. Hier läßt Webern jeweils zwei Töne wegfallen, die aber in Komplementärstimmen zu ergänzen sind. Innerhalb der Ursprungsreihe werden die fehlenden Töne durch Pausen ersetzt. Es fehlen in der Viol. II der 4. Ton a (er findet sich im Cello, T. 4) und der Ton e (er findet sich in Viol. I, T. 3) und c (ergänzt in der Viol. II, T. 6). Das Fehlen der genannten Töne hat seine Gründe in einem Spiegelungssystem, das sich auf den Rhythmus bezieht. Der Grundrhythmus der ersten 18 Takte ist durchgängig in Vierteln angelegt. Betrachten wir die ersten neun Takte, so ergibt sich hier eine Spiegelung, bezogen auf die Reihenpaare Viol. I / Viola und Viol. II / Cello.





Hinzu kommt noch eine Spiegelung (horizontal) in der Anfangsreihe der Viol. I




 


Erste Seite (1) Vorherige Seite (142)Nächste Seite (144) Letzte Seite (186)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 143 -Sonntag, Brunhilde (Hrsg.): Adorno in seinen musikalischen Schriften