und Signifikat stehen dabei in
keiner direkten Beziehung, sondern die Beziehung ist arbiträr gestaltet und aus der
Konvention abgeleitet. Daraus ergibt sich folgender Sachverhalt: Saussure
wendet sich
gegen die Vorstellung »das Zeichen wäre Stellvertreter der Sache selbst und
verstünde sich rein sekundär und provisorisch als aufgeschobene Präsenz; [. . . ].
Saussures entscheidende Wendung bestand in der Abkopplung der Sprache von der
außersprachlichen Realität. [. . . ] Die Bedeutung eines sprachlichen Zeichens
stellt sich nicht mehr als kompakte, für sich stehende Einheit dar, gefüllt und
gestützt durch den außersprachlichen Referenten, sondern funktioniert als ein
System von Gegensätzen und Differenzen, die die Zeichen
untereinander zu einem
System verbinden.« (Pross
/Wildgruber
21997: 416). Saussure
spricht von einem
System der Verschiedenheiten, das die Sprache ist, »die Sprache enthält weder
Vorstellungen noch Laute, die gegenüber dem sprachlichen System präexistent wären,
sondern nur begriffliche und lautliche Verschiedenheiten, die sich aus dem System
ergeben. Was ein Zeichen an Vorstellung oder Lautmaterial enthält, ist weniger
wichtig als das, was in Gestalt der anderen Zeichen um dieses herum gelagert ist«
(Saussure
, zitiert nach Pross
/Wildgruber
21997: 417). Derrida liest nun Saussure
mit
Saussure
, wendet konsequent dessen Ansichten und Erkenntnisse auf ihn selbst
(Saussure
) an und macht dabei auf Brüche in dessen Argumentation aufmerksam.
»Man wird nicht umhin können, Saussure
mit sich selbst zu konfrontieren«
(Derrida
31990: 91f.). Die Zeichenwelt ist zweiwertig und trägt nach Saussure
die
beiden Komponenten Signifikat (Sinn/Bedeutung) und Signifikant – als bloßen
Träger des Sinns – in sich. In dieser Vorstellung aber gibt es schon ein dem
metaphysischen Glauben respektive dem logozentrischen Denken geschuldetes
Hierarchiegefälle, denn darin verbirgt sich der Gedanke, dass der Signifikant
ein Signifikat (eine Evidenz also) repräsentiert. Danach gäbe es so etwas wie
einen gegenwärtigen Sinn (»transzendentales Signifikat«). Die Welt der Zeichen
differenziert so zwischen privilegiertem Signifikat und defizitären Signifikant mit
der entsprechend schief gelagerten Innen/Außen-Hierarchie. Schon allein der
Zeichenbegriff impliziert also, dass der Signifikant
für etwas steht [aliquid stat pro
aliquo] und setzt damit die metaphysische Tradition einer Sinnpräsenz fort. »Der
Begriff des Zeichens impliziert schon die Unterscheidung zwischen Signifikat und
Signifikant, selbst wo diese (Saussure
zufolge) letzten Endes nichts anderes
sind als die zwei Seiten ein und desselben Blattes. Unangetastet bleibt somit
ihre Herkunft aus jenem Logozentrismus, der zugleich ein Phonozentrismus ist:
absolute Nähe der Stimme zum Sein, der Stimme zum Sinn des Seins, der Stimme
zur Idealität des Sinns. [. . . ] Die Differenz zwischen Signifikat und Signifikant
gehört zutiefst in die Totalität jener großen, von der Geschichte der Metaphysik
eingenommenen Epoche« (Derrida
31990: 25/27). So wird auf der einen Seite ein
relationales System begründet, in dem Sinn sich aus der Konstellation der Elemente
zueinender ergibt, und auf der anderen Seite zugleich die Idee eines für sich
stehenden, unabhängigen manifesten Sinns transportiert. »Die Seite des Signifikats
wird insofern nicht als eine Spur betrachtet, als sie immer noch ursprünglich
von der Seite des Signifikanten unterschieden wird: eigentlich bedarf sie des
Signifikanten nicht, um das zu sein, was sie ist« (Derrida
31990: 128). Das aber
widerspricht Saussures Auffassung vom grundsätzlich binären Zeichen mit seinen
gleichwertigen Seiten Signifikat/Signifikant. Die Abhängigkeit des Signifikanten vom
unabhängigen Signifikat