tritt, trotz der konstatierten Gleichwertigkeit, hervor, und
zugleich ist damit der Zeichenbegriff der unlöslichen zweiwertigen Einheit von
Signifikat/Signifikant dekonstruiert. »Es muss ein transzendentales Signifikat
geben, damit so etwas wie eine absolute und irreduzible Differenz zwischen
Signifikat und Signifikant zustande kommt« (Derrida
31990: 38). Und als ein solches
transzendentales Signifikat bedarf es selbst keiner bedeutungsschaffenden Umwelt,
sondern steht für sich als selbstgenügsame Größe. Saussures Proklamation des
Zeichens mit seiner untrennbaren Verknüpfung von Signifikat/Signifikant ist damit
aufgehoben.
Derrida ist nun bemüht aufzuzeigen, dass das im sprachlichen Zeichen verortete
Signifikat sich als Effekt einer vorgängigen Signifikantenkette herleitet. Mehr oder
weniger wird hier der Bezugspunkt umgedreht. Der Signifikant bezieht sich nicht auf ein
transzendentales Signifikat, sondern das Signifikat, das nunmehr nicht mehr
transzendental gedacht werden kann, schuldet seine Existenz Signifikanten. Damit aber
wird zur Bezugsgröße der Sprache die Schrift und wird die Privilegierung der Sprache
aufgehoben. Somit wird eine unlösliche Verschränkung beschrieben und das Ziel, das
Derrida angibt, ist es zu zeigen, »daß es kein sprachliches Zeichen gibt, das der Schrift
vorherginge« (Derrida 31990: 29). Wenn Derrida nun aufzeigen will, dass die von Stimme
artikulierte Sprache schriftgemäß operiert, soll das aber nicht heißen, dass der Versuch
gemacht werden soll, die Wahrheit als erste unmittelbare wie universale Schrift
zu deklarieren, sondern er will versuchen, diese Schrift ihrer Eigentlichkeit zu
entkleiden, deutlich zu machen, dass das Eigentliche von Sinn, die Präsenz von Sinn
nur als Metapher von Bedeutung ist (Derrida 31990: 31). »Zu schreiben wäre
eine Geschichte dieser Metapher, die der göttlichen oder natürlichen Schrift
immer schon die menschliche und mühevolle, endliche und künstliche Inschrift
entgegensetzt« (Derrida 31990: 31). Die erste Schrift wird aufgehoben und als
Nachschrift von Signifikantenströmen deklariert. »›Signifikant des Signifikanten‹
beschreibt [. . . ] die Bewegung der Sprache in ihrem Ursprung« (Derrida 31990:
17).
Hier finden wir im Grunde den Differenzbegriff Derridas wieder. Ein Laut für sich
bedeutet nichts. Bedeutung ergibt sich erst aus der Konstellation der Zeichen
zueinander, das Einzelelement selber erweist sich als bedeutungslos. Eine jede gewonnene
Vorstellung (Signifikat) bezieht sich auf anderes und versteht sich nicht von selbst.
Differenz meint also nicht den Abstand zu einem Original, sondern permanente
Sinn-Abweichung, geschuldet dem Spiel der Signifikanten. Wie kommt es dazu? Überall,
wo man auf einen letzten Sinn (Signifikat) zu stoßen glaubt, werden allein erläuternde
Signifikanten vorgefunden. Denn will ich bspw. den Begriff »Sekunde« verstehen,
bedarf es des (mitgedachten) Kommentars: »Intervall« oder »Zeitmaß«. Und
natürlich ist auch »Intervall« nicht aus sich heraus zu verstehen, ebenso wenig wie
»Zeitmaß« – Die Folge: Ein weiterer Kommentar, usf. Da Zeichenwelten in
der Regel nicht den »Einwortsatz« als privilegierte Form vorsehen, wachsen
Kommentare mit Kontextuierungen: »Wart mal ’ne Sekunde«, überschreitet das
Sekundemaß und mag zudem eine Beziehung über das Inhaltliche kommunizieren.
Wenn der verortete Ursprung nur durch den erläuternden respektive still im
Hintergrund mitlaufenden Kommentar verstanden werden kann, verfällt das
Signifikat zu einem Netzwerk von Signifikanten. Insofern verweisen auch Texte nicht
auf Signifikate, sondern stellen die (gleichberechtigten) Fortschreibungen