- 4 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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Diesen einleitenden Eingangssätzen ist eine – wie man vielleicht meinen mag – sonderbar anmutende Überschrift vorgestellt, auf die im Folgenden zunächst eingegangen werden soll, um von dort den Bogen zu den Neuen Medien, dem Internet und zur Musik zu schlagen. Der Umweg über jene befremdlich wirkende Zeichenwelt wird deshalb gewählt, weil aus ihr eine die Gesamtarbeit tragende Programmatik abzuleiten ist. Implizit sind mit dem rätselhaft Anmutenden das Prinzip der Kontingenz und das der Differenz angesprochen, die die Arbeit inhärent begleiten werden. Ähnliches gilt für das oben dargestellte Bild, das gleichsam eine kurze Kommentierung im weiteren Verlauf verdient.

Wiederholt sei zunächst die Eingangsfrage: Kennen Sie [g@oe:de]? Unschwer ist zu erkennen, dass anstelle des uns wohlvertraut Buchstäblichen die phonetische Lautschrift gewählt wurde. Wäre die Schrift wie gewohnt genutzt, würde allerdings allein das Evidenzprinzip Geltung beanspruchen, denn auf der Ebene des reinen Blickkontaktes mit dem geschriebenen Wort würden Vorstellungen über die rechte Aussprache dermaßen signifikant geleitet, dass jede andere Möglichkeit zur Lautwerdung Lesenden nicht nur nicht in den Sinn geraten würde, sondern sie würden voreilig als prinzipiell »falsch« erachtet werden. Der Kontingenz und so dem Unterschied ist nur im Lautlichen, aber nicht im Geschriebenen zu begegnen. Mit der Einschreibung in feste Körper waltet eine Eindeutigkeit – allerdings scheinbare nur –, die sich auflöst, sobald die Signifikantenkette allein zu hören ist. Beim Lesen hören wir zugleich Gelesenes und grenzen praktisch imperativ anderes aus. Für unser Beispiel heißt das: Gewohnt zu sagen [gø:te] kann [g@oe:de; auch goE:Do@ wäre möglich] nur konsequent als falsch bedeutet werden.

Aber recht besehen wohnt auch [g@oe:de] eine gewisse Logik inne, sofern man die Qualifizierung falsch vorerst einmal zurückstellt und nachfragt, wie es zu dieser fremden und unvertraut klingenden Klangwelt hat kommen können. Also noch einmal bzw. schon wieder: Kennen Sie [g@oe:de]? Wahrscheinlich nicht, und auch der Schreiber dieser Zeilen vernahm jene Lautdifferenz mit Erstaunen, als sie ihm im Musikunterricht einer Klasse 8 begegnete. Jene an den Anfang gestellte Kernfrage ist also keine bloße Kopfgeburt, sondern entsprungen dem tatsächlichen Musikunterricht, als ein Schulbuchtext zum Thema musikalische Klassik von einem Schüler verlesen wurde. Thematisiert wurde darin unter anderem eben auch [gø:te] . Nur waren


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