»Gegenständiges«
abgeleitet wird: Es ist Folge eines sich selbst erhaltenden Kommunikationsprozesses, bei
dem ein kommunikativer Anschluss an den nächsten anschließt und einen bezeichnenden
Unterschied setzt wie weitertransportiert und so einen spezifischen Eigenwert
ausprägt, der – anders verzweigt und vernetzt – unter Anlegung einer anderen
Beobachtungsdifferenz auch grundsätzlich und gründlich anders ausfallen kann. Das
firmiert dann unter »kopernikanischen Wenden« aller Art und »Paradigmenwechseln«,
wenn zu Grunde Gelegtes anders gewichtet wird. Kommunikation macht, was sie macht
und generiert im Zuge kommunikativer Selektionen ein soziales Verstehen, das sich aus
sich selbst emergiert. In diese Richtung deuten auch die Aussagen von Albrecht
Wellmer
, der schreibt: »Musikwerke [müssen] immer wieder und aus immer wieder
sich ändernden geschichtlichen Horizonten heraus neu interpretiert werden;
so wie aber die Interpretationen sich ändern, verändern sich auch die Werke:
das ›Sein‹ des Musikwerks ist ein wesentlich geschichtliches« (Wellmer
2002:
145). Die Referenz ist stets vorgängige Kommunikation und keine Partitur noch
Musikklang, wobei Vorgängiges wiederum aus dem Horizont des Gegenwärtigen
qualifiziert ist. Partitur und Klang sind Anlass, irritierendes Weltereignis für
Bewusstseine, welche ihrerseits Kommunikation irritieren und kommunikative
Selbstbeobachtung in Gang setzen. Und selbst das ist noch zu viel gesagt, denn die
Irritation von Bewusstsein wird von schon laufender Kommunikation registriert und
präformiert, sodass allein Kommunikation Kommunikation vorantreibt und Verstehen
autopoietisch generiert. Sofern Bewusstsein eine Werkidee verficht, kann es
Kommunikation anreichern, aber nicht lenken. So mag man auf eine bestimmte
Weise qualifizieren, doch wenn von anderer Seite nicht auf ähnliche Weise und
wiederholt qualifiziert wird, sind Qualifikationen nicht sozial anschlussfähig. Was
wie wird im kommunikativen Erhalt, ist nicht zu lenken noch dirigistisch zu
bestimmen.
Aus kommunikativen Folgeereignissen allein gewinnt verflossene Kommunikation
»Präsenz«, indem sie bestätigt wird oder nicht, sodass Sinnpräsenz allein in der Absenz
sich begibt. Mit anderen Worten: Ein Werk hat so lange ein »Wesen« oder »an sich«,
wie das »Wesen« in der Folge (also als Nicht-Präsentes) kommunikativ bestätigt
wird und sich so erhält. Fehlt der kommunikative Anschluss, erlischt auch das
»Wesen«. Verändert sich der kommunikative Anschluss, verändert sich auch das
»Wesen«. Die Information als Mitteilung mag im Verstehen einen »An sich«-Wert
wohl bezeichnen, der sich fortpflanzt, sie mag aber auch durch selegierendes
Verstehen im nicht gedachten Sinne bezeichnend anders unterscheiden (Stichwort:
Paradigmenwechsel). Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedenfalls: Jegliches
»ist« ist situiert aus dem Blickwinkel einer Nachbetrachtung, die das »ist«
nachgerade bezeichnet, was somit nie gegenwärtig war, sodass das »Sein« seine
Identität aus der Differenz von »Präsenz/Absenz« konturiert und gerade nicht mit
sich identisch ist. Die Folge: Wo man zuvor Unsicherheit nur auf der Seite des
denkenden Ichs verortete, herrscht Unsicherheit nunmehr auf beiden Seiten. Auf das
»Objekt«-Genannte ist kein Verlass mehr. Objekte bzw. Werke liegen nicht vor,
sondern konstituieren sich im Raum von Beobachtungen, in der Wechselbeziehung
zwischen Beobachtern und Musik, die Kommunikation anreichern. Das heißt dann
konkretisiert: Die Ewigkeit von Werkmusik orientiert sich in der Regel nach dem
aktual herrschenden Musikgeschmack (der kommunikativ gepflegt wird) sowie