auf den Weg zu
bringen befähigt ist, die dem neuen Medium der Einschreibung, in das nichts
einzuschreiben ist, angemessen ist und ein Leben im »Jetzt« zulässt. Der Leitton wird
dabei zum ggf. lediglich ergänzenden oder besser noch: zum gleichberechtigten
Begleitton umfunktioniert – ohne dominierende Funktion. Wer eine tönende
Leitfunktion annimmt, entscheidet sich dabei von Fall zu Fall und von Moment zu
Moment.
2.5. »Ein ›Werk‹ ist ein ›Werk‹ ist ein ›Werk‹ ist . . . «
»Il
n’y
a
pas
de
hors-texte«
(Jacques Derrida).
In der Vernetzung zum multimedialen Ereignis wird noch mehr als zuvor die Einheit von
Werken negiert, was die Kritik an einem unbotmäßigen Tun provoziert und zuweilen
auch artikuliert sieht. Daher ist es nützlich und notwendig, sich mit der Prämisse einer
solchen Kritik auseinander zu setzen und so die Idee des Werkes zu reflektieren. Worin
findet die Idee des Werkes ihre Voraussetzung? Wo hat sie ihre Wurzeln, wenn es
denn welche geben sollte? Was unterstellt sie? Was unterschlägt sie? Aus der
Klärung solcher und anderer Fragen verliert vielleicht die Kritik an multimedialen
Ereignissen in Teilen gegebenenfalls ihre Relevanz und relativiert sich. Es mag
deutlich werden, dass Werke nicht »sind« oder »existieren«, sondern relationalen
Zeiterscheinungen geschuldet sind. Es mag deutlich werden, dass Existenzbehauptungen
dieser und anderer Art Geisteshaltungen entsprungen und reine Zuschreibungen
sind.
In einem Artikel zum Internet, der überschrieben ist mit »Ein Werk ist ein Werk ist
ein Werk . . . «, beschäftigt sich folgerichtig Thomas A. Troge (2000) mit unserem
Werkverständnis und was daraus wohl werde im Zusammenklang mit den Neuen Medien
und d.h.: mit dem Internet. Die Frage nach dem Werkbegriff sowie nach dem Wert
von Werken macht also Sinn vor dem Hintergrund, dass Neue Medien und das
Internet den einen wie anderen Sachverhalt performativ für fragwürdig erachten.
Handanlegend werden Werkvorstellungen verändert, was – wo dem verorteten
»Kern« einer Sache nicht entsprochen wird – von Kennern der tradierten Musik
negativ beurteilt wird. Für eine tradierte Vorstellung wird damit das Werk
in seiner einmaligen Zusammensetzung verletzt, und die Frage, ob dies einen
unzulässigen Akt und Eingriff in bestehende Strukturen darstellt, wird virulent.
Das Prinzip »Werk« und das Prinzip »Wert« eines Werkes gilt es dazu auf
unterschiedliche Weise zu hinterfragen, bzw. aus verschiedenen Perspektiven zu
beleuchten.
- Zunächst einmal wird festgehalten, was nach differenztheoretischem Verständnis
ein Werk ist. Als These wird in den Raum gestellt: Ein Werk »ist« im Grunde
nicht, hat kein materielles oder ideelles »Sein«, sondern ein Werk ist ein reines
Kommunikationsereignis, das Materialien und Immaterialien zum Werk erhebt.
Dabei wird auch hier schon deutlich werden, dass es »klassische« Werke an sich
keineswegs gibt, sondern dass sie kommunikativ ausgehandelt und verhandelt
werden. So wenig wie es Musik an sich gibt, sondern allein Beobachter, die
spezifischen klanglichen Phänomenen das Etikett »Musik« verleihen und dann der
Musik eines Beethoven, Mozart (...etc.) oder dem »Gesang« der Wale wie auch
dem »sound of nature«