- 35 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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auf den Weg zu bringen befähigt ist, die dem neuen Medium der Einschreibung, in das nichts einzuschreiben ist, angemessen ist und ein Leben im »Jetzt« zulässt. Der Leitton wird dabei zum ggf. lediglich ergänzenden oder besser noch: zum gleichberechtigten Begleitton umfunktioniert – ohne dominierende Funktion. Wer eine tönende Leitfunktion annimmt, entscheidet sich dabei von Fall zu Fall und von Moment zu Moment.

2.5.  »Ein ›Werk‹ ist ein ›Werk‹ ist ein ›Werk‹ ist . . . «

»Il n’y a pas de hors-texte«
(Jacques Derrida).

In der Vernetzung zum multimedialen Ereignis wird noch mehr als zuvor die Einheit von Werken negiert, was die Kritik an einem unbotmäßigen Tun provoziert und zuweilen auch artikuliert sieht. Daher ist es nützlich und notwendig, sich mit der Prämisse einer solchen Kritik auseinander zu setzen und so die Idee des Werkes zu reflektieren. Worin findet die Idee des Werkes ihre Voraussetzung? Wo hat sie ihre Wurzeln, wenn es denn welche geben sollte? Was unterstellt sie? Was unterschlägt sie? Aus der Klärung solcher und anderer Fragen verliert vielleicht die Kritik an multimedialen Ereignissen in Teilen gegebenenfalls ihre Relevanz und relativiert sich. Es mag deutlich werden, dass Werke nicht »sind« oder »existieren«, sondern relationalen Zeiterscheinungen geschuldet sind. Es mag deutlich werden, dass Existenzbehauptungen dieser und anderer Art Geisteshaltungen entsprungen und reine Zuschreibungen sind.

In einem Artikel zum Internet, der überschrieben ist mit »Ein Werk ist ein Werk ist ein Werk . . . «, beschäftigt sich folgerichtig Thomas A. Troge (2000) mit unserem Werkverständnis und was daraus wohl werde im Zusammenklang mit den Neuen Medien und d.h.: mit dem Internet. Die Frage nach dem Werkbegriff sowie nach dem Wert von Werken macht also Sinn vor dem Hintergrund, dass Neue Medien und das Internet den einen wie anderen Sachverhalt performativ für fragwürdig erachten. Handanlegend werden Werkvorstellungen verändert, was – wo dem verorteten »Kern« einer Sache nicht entsprochen wird – von Kennern der tradierten Musik negativ beurteilt wird. Für eine tradierte Vorstellung wird damit das Werk in seiner einmaligen Zusammensetzung verletzt, und die Frage, ob dies einen unzulässigen Akt und Eingriff in bestehende Strukturen darstellt, wird virulent. Das Prinzip »Werk« und das Prinzip »Wert« eines Werkes gilt es dazu auf unterschiedliche Weise zu hinterfragen, bzw. aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.


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