übernommen. »›Information‹ bedeutete für
Shannon & Weaver nicht ›Bedeutung‹ im umgangssprachlichen Sinne, sondern
bezog sich auf physikalisch genau bestimmbare Signalmengen, die technisch
gehandhabt werden sollten« (Schmidt
1994: 51). Die Nicht-Berücksichtigung dieses
Unterschiedes führt zu das Verstehen von Kommunikationsprozessen beeinträchtigenden
Missverständnissen dergestalt, dass man von transportablen und schließlich – nach
dem Transport – seinsgleichen Vorstellungen ausgehen kann, auf die in sich
abgeschlossene
Monaden, die Menschen sind, Zugriff nehmen könnten, sodass
Geistesbotschaften zwischen Sender und Empfänger verlustfrei mitzuteilen
wären. Schon allein der Begriff der Übertragung suggeriert die Möglichkeit des
Übertragens einer identischen Informationen von A nach B, ja mehr noch, die
Übertragungsmetapher »suggeriert, daß der Absender etwas übergibt, was der
Empfänger erhält. Das trifft schon deshalb nicht zu, weil der Absender nichts
weggibt in dem Sinne, daß er selbst es verliert« (Luhmann
41993: 193). Darüber
hinaus wird der Eindruck erweckt, Absender und Empfänger würden über ein
identisches Code-Repertoire verfügen, sodass vor und nach einer jeden Ver-
bzw. Entschlüsselung jeweils dieselbe Nachricht existiert. Verloren geht bei der
Übertragungsmetapher der notwendige Akt der
Interpretation, der Codes in
bedeutungsvolle Nachrichten transformiert. Sender und Empfänger erscheinen in diesem
Modell weitgehend als passive Instanzen, die nach Programm Codes benutzen und nach
entsprechenden Codesignalen handeln. Der aktive Part der Bedeutungskonstruktion wird
außer Acht gelassen. Bei der Entschlüsselung von verorteten Werten und der
Annahme von störungsfreien Kanälen ist ein solchermaßen technisch verfahrendes
Kommunikationsmodell und das Menschliche vernachlässigende Moment nicht
völlig von der Hand zu weisen. So hätten wir es also auch auf dieser Seite, wo
man glaubt, dass das gewählte Medium ohne Einfluss auf Geistprozesse sei,
mit Technik zu tun, wo man natürliche Übertragungen zu verorten geglaubt
hatte.
Die These »Das Medium ist die Botschaft« akzeptiert das Technische und sucht
Folgen zu bedenken. Die These, dass das Medium wertneutral operiere, arbeitet auf der
Basis eines Kommunikationsmodells, das ebenfalls technisch begründet ist, obwohl die
These sich gegen das technische Moment ausspricht. Technikgeschichten auf beiden
Seiten: Zu diskutieren bliebe, welche technische Dimension der beiden unterschiedlichen
Thesen mehr Plausibilität für sich beanspruchen könnte. Aber an einer solchen
Diskussion ist den Befürwortern eines neutralen Werkzeuges im Grunde ja nicht gelegen,
da die Zielrichtung im Sinne einer natürlichen, von Technik unbeeinflussten
Kommunikation grundsätzlich eine andere war. Der Souverän Mensch scheint so
souverän nicht zu sein, sondern von irgendwelchen Technikaspekten immer auch
umgeben und beeinflusst.
2.4. Medienwirkungen
»Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens«
(Karl Kraus 1986: 235).
Das Medium, einmal im rechten Licht besehen und in seinem Wirken anerkannt, kann
zur Selbstvergegenwärtigung von Erkenntnisprozessen dienen. Das folgende Schema
spiegelt grob die Unterschiede zwischen den dominierenden Leitmedien