- 31 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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übernommen. »›Information‹ bedeutete für Shannon & Weaver nicht ›Bedeutung‹ im umgangssprachlichen Sinne, sondern bezog sich auf physikalisch genau bestimmbare Signalmengen, die technisch gehandhabt werden sollten« (Schmidt 1994: 51). Die Nicht-Berücksichtigung dieses Unterschiedes führt zu das Verstehen von Kommunikationsprozessen beeinträchtigenden Missverständnissen dergestalt, dass man von transportablen und schließlich – nach dem Transport – seinsgleichen Vorstellungen ausgehen kann, auf die in sich abgeschlossene Monaden, die Menschen sind, Zugriff nehmen könnten, sodass Geistesbotschaften zwischen Sender und Empfänger verlustfrei mitzuteilen wären. Schon allein der Begriff der Übertragung suggeriert die Möglichkeit des Übertragens einer identischen Informationen von A nach B, ja mehr noch, die Übertragungsmetapher »suggeriert, daß der Absender etwas übergibt, was der Empfänger erhält. Das trifft schon deshalb nicht zu, weil der Absender nichts weggibt in dem Sinne, daß er selbst es verliert« (Luhmann 41993: 193). Darüber hinaus wird der Eindruck erweckt, Absender und Empfänger würden über ein identisches Code-Repertoire verfügen, sodass vor und nach einer jeden Ver- bzw. Entschlüsselung jeweils dieselbe Nachricht existiert. Verloren geht bei der Übertragungsmetapher der notwendige Akt der Interpretation, der Codes in bedeutungsvolle Nachrichten transformiert. Sender und Empfänger erscheinen in diesem Modell weitgehend als passive Instanzen, die nach Programm Codes benutzen und nach entsprechenden Codesignalen handeln. Der aktive Part der Bedeutungskonstruktion wird außer Acht gelassen. Bei der Entschlüsselung von verorteten Werten und der Annahme von störungsfreien Kanälen ist ein solchermaßen technisch verfahrendes Kommunikationsmodell und das Menschliche vernachlässigende Moment nicht völlig von der Hand zu weisen. So hätten wir es also auch auf dieser Seite, wo man glaubt, dass das gewählte Medium ohne Einfluss auf Geistprozesse sei, mit Technik zu tun, wo man natürliche Übertragungen zu verorten geglaubt hatte.

Die These »Das Medium ist die Botschaft« akzeptiert das Technische und sucht Folgen zu bedenken. Die These, dass das Medium wertneutral operiere, arbeitet auf der Basis eines Kommunikationsmodells, das ebenfalls technisch begründet ist, obwohl die These sich gegen das technische Moment ausspricht. Technikgeschichten auf beiden Seiten: Zu diskutieren bliebe, welche technische Dimension der beiden unterschiedlichen Thesen mehr Plausibilität für sich beanspruchen könnte. Aber an einer solchen Diskussion ist den Befürwortern eines neutralen Werkzeuges im Grunde ja nicht gelegen, da die Zielrichtung im Sinne einer natürlichen, von Technik unbeeinflussten Kommunikation grundsätzlich eine andere war. Der Souverän Mensch scheint so souverän nicht zu sein, sondern von irgendwelchen Technikaspekten immer auch umgeben und beeinflusst.

2.4.  Medienwirkungen

»Die Sprache ist die Mutter, nicht die Magd des Gedankens«
(Karl Kraus 1986: 235).

Das Medium, einmal im rechten Licht besehen und in seinem Wirken anerkannt, kann zur Selbstvergegenwärtigung von Erkenntnisprozessen dienen. Das folgende Schema spiegelt grob die Unterschiede zwischen den dominierenden Leitmedien


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