Will man das Menschendasein
ergründen, erforscht man seitdem das Medium, das Menschwerdung bedingt.
Sprachphilosophie in ihrem weiteren Fortgang hat diesen Ansatz verallgemeinert, sodass
Sprachmedien wie Schrift, Buch und auch andere gesellschaftsbestimmende Medien für
ähnlich bedeutend für die Bewusstwerdung von Menschen erachtet wurden.
Mit anderen Worten vernachlässigt der Gedanke vom neutralen Werkzeug, das
seinen Dienst ganz im Sinne des Anwenders leistet, wesentliche wissenschaftliche
Grundüberzeugungen, denen man nicht sicher folgen muss, doch die kritische
Auseinandersetzung verdienten, wenn man argumentiert: Ein gedankenreicher Einfall
sucht sich so ein Neutralität bekundendes Material, in dem er sich ausdrückt,
und an anderer Stelle kann das informierte Material dann entnommen und in
Anspruch genommen werden. In weiterer Konsequenz ist dann auch zu folgern:
Gedankenreiche, originäre Geistesbotschaften sind ganz im klassischen Sinne auch auf
einen Schöpfergeist zurückzurechnen, dessen im Werk geronnener Geist von
anderen dann zu entschlüsseln ist. Genau besehen, operiert eine solche von
technischen Aspekten Abstand nehmende Annahme und Argumentation aber in
einem hohen Maße selber
technisch, denn implizit oder explizit wird dabei ein
Kommunikationsmodell vorausgesetzt, das das menschliche Moment prinzipiell
ausklammert und statt dessen auf ein standardisiert maschinelles – also eher
nichtmenschliches – abhebt. Warum das so ist, liegt nahe: Kommunikation wird danach
betrachtet als ein zwischen mindestens zwei Teilnehmern statthabender Vorgang, bei
dem Informationen zwischen einem
Sender und einem
Empfänger mithilfe eines
Codes
über einen
Kanal verlustfrei
übermittelt werden könnten. Das hier dargelegte Modell
spiegelt die Grundkomponenten des
Urmodells der
Informationstheorie nach
Shannon
/Weaver
.
Dieses Modell übte in den 60er, 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erheblichen Einfluss auf
all jene Wissenschaftsbereiche aus, »die sich in irgendeiner Form mit Kommunikations-
oder Informationsvorgängen beschäftigten. [. . . ] Bei der Informationstheorie ging es
ursprünglich aber nicht um zwischenmenschliche Kommunikation, sondern um rein
technische Problemstellungen. Es ging um Telegraphie, oder allgemeiner, die technische
Nachrichtenübertragung« (Lenke/Lutz/Sprenger 1995: 19). Ziel war es, Informationen
durch entsprechende Codierung möglichst resistent gegenüber Störungen zu machen. Bei
der Übertragung des Modells auf andere Wissenschaftsbereiche verlor sich der
technische Aspekt, und das Modell sowie der daran gekoppelte Informationsbegriff
wurden weitgehend unhinterfragt