- 25 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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Die zentral gestellten poststrukturalistischen Theorien von Dekonstruktivismus und Systemtheorie zeigen mancherlei Nähe und Überschneidungen, wie der systematische Vergleich zeigt (vgl. Binczek 2000). Eines ist ihnen auf alle Fälle gemeinsam: Mit der Verabschiedung eines Identitätsglaubens, der mit sich selbst im Reinen ist und dem Herausstellen der Differenz wird Identität stets vor dem Hintergrund und in Abgrenzung von einer Umwelt (was auch immer) betrachtet. Einheit gründet danach in einer Zweiheit, bekundet damit keine Statik, sondern Dynamik. Von Verhältnissen, Beziehungen, Netzwerken wird vielfach die Rede sein, von Spuren, die zu keinem Anfang und zu keinem Ziel führen, sondern sich verlieren. Unter veränderten Blickwinkeln wird die Beziehung zwischen Identifiziertem und Umwelt sich immer wieder ändern. Was unter dem einen Blickwinkel nicht aufscheint, mag dann unter dem anderen in den Vordergrund rücken. Das führt zu manchen, teilweise eher unüblichen Sichtweisen, die wundern, vielleicht ärgern, vor allem aber auch anregen sollen.

2.1.  Theoriedesign: Leitdifferenz ›echt/unecht‹

»Hier tritt mit dem Schwergewicht seiner Plumpheit der
Banausenbegriff von der ›Kunst‹ auf, dem jede technische
Erwägung fremd ist und welcher mit dem provozierenden
Erscheinen der neuen Technik sein Ende gekommen fühlt«

(Walter Benjamin 1977: 48).

»Ein manichäisches Denken, dem das Natürliche als authentisch,
gut und echt, das Künstliche als maskierend, böse und falsch
erscheint, ist nicht an der Zeit«

(Manfred Geier 1999: 27).

Im Zuge des poststrukturalistischen Ansatzes möchte ich das Gesamt der Arbeit explizit von einer Leitunterscheidung geprägt sehen. Es ist dies die zweiwertige Unterscheidung von ›echt/unecht‹. Unschwer wird dabei dem ersten Wert Positives abgewonnen, und dem zweitem – der als Reflexionswert zugeordnet ist – eher nicht. Die Auseinandersetzung um ein ›Echtsein‹ oder nicht ist wesentlich in einer Arbeit, die das Internet behandelt, das von vielen Seiten von vornherein als ein künstliches, dem Echten entzogenes Medium betrachtet und entsprechend negativ qualifiziert wird. Bezogen auf die nicht abreißende Diskussion um die Neuen Medien haben diese es danach schwer gesellschaftlich akzeptiert zu werden.

Das Echte ist das Wahre, man könnte auch sagen, im Echten, Originären spiegelt sich ein transzendentales Signifikat, das Präsenz beweist, das Unechte dagegen ist bestenfalls ein kläglicher Ersatz. Ihm wird als Signifikant – also als Repräsentant von etwas – ein Mangel bescheinigt. Die Kritik am Signifikanten kann dann lauten:


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