Auch ist die Summe
von Computern wiederum Medium im Sinne Luhmanns, das fester gekoppelt
bspw. die Form Internet unterhält. Hardware und lose gekoppelte Ereignismenge
unterscheiden sich somit nicht grundsätzlich und so auch nicht McLuhan
und
Luhmann
. (Schon dieses eine kleine Beispiel veranschaulicht, dass es eine Frage des
Beobachtungsstandpunktes ist, wie im Rahmen einer Unterscheidung bezeichnet
wird.)
Darüber hinaus wäre fraglos noch näher auf den jeweiligen Medienbegriff einzugehen
und zu prüfen wie zu diskutieren. Für die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist dies
aber nicht von großer Relevanz. Es braucht uns daher nicht zu kümmern, ganz im Sinne
von Luhmann, der in anderen Zusammenhängen und Problemlagen, wo man vertiefend
hätte forschen müssen, zugunsten des zentralen Themas in solchen Fällen gerne
sinngemäß sagte: ›Es besteht wesentlicher Forschungsbedarf‹ und dann fortfuhr: ›– Wir
gehen darüber hinweg.‹
Innerhalb des Buches wird auch im Zusammenhang mit konkreten Praxisbeispielen
nicht apodiktisch theorieimmanent verfahren, sondern es wird »mit« den dargestellten
Theorien gearbeitet. Ein wesentlicher Unterschied ist mit dem Wechsel der Präposition
zu verorten. Sofern nicht »in« einer präferierten Theorieschule verblieben wird, sondern
»mit« der Theorie gearbeitet wird, vermögen auch andere Theorien einzufließen
und miteinander verbunden zu werden. Der Vorteil eines solchen Vorgehens
liegt dabei klar auf der Hand. Die Möglichkeit zum Perspektivwechsel (oder
systemtheoretisch formuliert: zum »crossing« und Bezeichnen der anderen Seite der
Unterscheidung) ist leichter gegeben – zumindest nicht ausgeschlossen – und im
Gefolge theoriegeleiteter geänderter Blickwechsel mögen die jeweiligen Ergebnisse
sich gegenseitig stützen, ergänzen, möglicherweise aber auch widersprechen,
sodass im »Widerspruch« der Ansatz zur Neuformulierung liegen mag. Wo
graduell sich widersprechende Theorienschulen herangezogen werden, ist die
Gefahr zur Dogmatisierung respektive Ideologisierung einer einzelnen und darin
privilegierten Theorie wenn auch nicht völlig ausgeschlossen, so aber immerhin
gemindert. Die Gefahr Theorie, »als Unveränderliches der geschichtlichen Bewegung
entgegenzusetzen«, wovor schon Adorno/Horkheimer (1987: 13, zitiert nach Kaesler
1999: 52) warnten, erscheint minimiert. Zudem würde es auch sonderbar anmuten, im
Rahmen eines differenztheoretischen Ansatzes im Grunde eine Identitätslogik zu
vertreten, indem theoretische Überlegungen eines einzelnen Ansatzes absolut gesetzt
würden.2
Luhmann beansprucht im Übrigen für die Systemtheorie, trotz des von ihm konstatierten
Universalitätsanspruches, keine Priorität vor anderen Theorien und verficht auch keinen
absoluten Wahrheitsanspruch zu anderen bzw. keine »Widerspiegelung der kompletten
Realität des Gegenstandes«, »[w]ohl aber: Universalität der Gegenstandserfassung in dem
Sinne, daß sie als soziologische Theorie alles Soziale behandelt« (Luhmann 41993: 9) und
damit auch sich selbst. Damit wird Theorie, indem sie nicht ausgrenzt, selbstreflexiv und
anfechtbar, da die eigenen axiomatischen Setzungen nicht als unhintergehbar betrachtet
werden, sondern als aus dem Blickwinkel der Theorie entworfen betrachtet werden, die
mit den Mitteln der Theorie untersucht und bestätigt werden. Eine absolute Idee oder
beobachtungsunabhängiger Standpunkt mit Wahrheitsanspruch existiert nicht bzw. wird
nicht vertreten. »Theorien mit Universalitätsanspruch sind also selbstreferentielle Theorien.
Sie lernen an ihren Gegenständen immer auch etwas über sich selbst. [. . . ] Universale Theorie
betrachtet ihre Gegenstände und sich selbst als einen ihrer Gegenstände als selbstreferentielle
Verhältnisse« (ebd.: 9f.).
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